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TV-Kritik/Review: Outlander

TV-Kritik zur Starz-Verfilmung der romantischen Bestseller - von Gian-Philip Andreas
(25.09.2014)

Die glutvollen Blicke folgen bald: Claire Randall (Caitriona Balfe) und ihr Jamie (Sam Heughan)
Die glutvollen Blicke folgen bald: Claire Randall (Caitriona Balfe) und ihr Jamie (Sam Heughan)


Seit den 1990er Jahren hält die "Highland-Saga" der US-amerikanischen Schriftstellerin Diana Gabaldon (im Original: "Outlander") die Bestsellerlisten zahlloser Länder im Klammergriff. Kunststück, werden diese Listen doch vor allem durchs weibliche Publikum bestimmt - und mit der zeitreisenden Krankenschwester Claire Randall schuf Gabaldon eine der stärksten Protagonistinnen der jüngeren Populärliteratur. Zudem bedient die Autorin gleich mehrere Zielgruppen: Die bislang acht Romane (der jüngste ist frisch erschienen) vereinen historisches Abenteuer, Fantasy, Romantik und sogar Science Fiction, falls man denn eine Zeitreise in die Vergangenheit schon als Science Fiction bezeichnen möchte. Auch wenn Gabaldons Bücher den Ruf der Hausfrauenbeglückungsprosa nie ganz abstreifen konnten: Sie sind längst eine Marke.

In Zeiten, in denen jeder Film- und Serienproduzent nach Romanreihen fahndet, die sich kommerziell langfristig melken lassen (Sequel für Sequel, Staffel für Staffel), war es erstaunlich, dass es dann doch so lange gedauert hat, bis es zu einer Verfilmung kam. Alleine der Schauplatz: Gibt es fotogenere Landschaften als die schottischen Highlands? Und seit die Runde machte, dass sich niemand Geringerer als Ronald D. Moore, also der Mann, der für das kultisch gefeierte Reboot von  "Battlestar Galactica" verantwortlich zeichnete, um die Umsetzung kümmern würde, stieg die Vorfreude auf  "Outlander". Und zwar nicht nur bei den meist weiblichen Fans der Romane. Jetzt, da die einstündigen Episoden dem Kabelsender Starz Lorbeeren selbst von skeptischer Kritikerseite mit Lorbeeren überschüttet wurden, darf man sagen: Unbegründet war diese Vorfreude nicht.

Natürlich handelt es sich beim Plot um ein relativ durchsichtiges Vehikel, um die (nicht nur) romantischen Selbstbehauptungsstrategien einer starken Frau in den Blick zu nehmen: Besagte Krankenschwester, eine verheiratete Engländerin Mitte 30, wird aus der post-katastrophischen Mitte des 20. Jahrhunderts 200 Jahre in die schottische Vergangenheit zurückgebeamt. Dort erweckt sie nicht nur wegen ihres medizinischen Wissens Argwohn - und muss sich bald fragen, ob sie überhaupt zurück in die Zukunft will, schließlich gibt es da diesen heißblütigen, rothaarigen Schotten namens Jamie...

Die Pilotfolge tut sich ein wenig schwer damit, in medias res zu kommen. Angesiedelt ist sie im Jahr 1945, kurz nach dem (europäischen) Ende des Zweiten Weltkriegs. Claire Randall und ihr Gatte Frank machen Urlaub im schottischen Inverness: Sie hat als Krankenschwester im Krieg viel Leid gesehen, er war bei der Aufklärung in London. Ihre Traumata werden nur angedeutet, doch Caitriona Balfe und Tobias Menzies (der Brutus aus  "Rom" und Edmure Tully aus der dritten  "Game of Thrones"-Staffel) lassen sie in ihrem Spiel mitschwingen - die gegenseitige Entfremdung ist beiden spürbar anzumerken, obwohl sie sich bemühen, wieder an die unbeschwerte Vorkriegs-Verliebtheit anzuknüpfen.

Gerade die Irin Caitriona Balfe ist eine Schau. Die Irin, früher Topmodel und als Schauspielerin bisher fast nur in Nebenrollen zu sehen, bringt die nötige Power für diese Rolle mit - die immerhin eine Identifikationsfigur von Legionen von RomanleserInnen ist: Aus Claire macht sie weder das gefügige Weibchen eines arrivierten Ehemanns noch eine Femme Fatale aus den Film Noirs der 1940er Jahre, sondern etwas, was auch im Serienalltag von heute Seltenheitswert besitzt, zumindest unter den Hauptrollen: eine selbstbestimmte Frau mit neugierigem Blick auf die Welt, die sich nimmt, was sie braucht. Dass dazu auch Cunninglingus in schottischen Burgruinen gehört, ist nur folgerichtig. Und liegt, klar, auch in der Logik des Senders: Starz sorgt für ein Minimum an nackten Tatsachen, bleibt dabei aber weit unter dem Maß von, sagen wir mal,  "Spartacus". Das Zielpublikum ist eben vorwiegend weiblich.

Da war die Welt noch in Ordnung (wenn auch langweilig): Claire und ihr Gatte Frank (Tobias Menzies)
Da war die Welt noch in Ordnung (wenn auch langweilig): Claire und ihr Gatte Frank (Tobias Menzies)

Zum Zeitsprung Claires ins wilde Schottland des 18. Jahrhunderts kommt es erst 25 Minuten vor Schluss der Pilotfolge. Trotz stil- und stimmungsvoller Regie (die ersten beiden Folgen inszenierte  "Dexter"-Routinier John Dahl) kommt sie eher zäh aus den Hufen: Warum Frank ausgerechnet jetzt, kurz nach der Katastrophe des Krieges und kurz vor dem Antritt einer Dozentenstelle in Oxford, nach seinen Ahnen forschen will, erschließt sich nicht so ganz. Es wird viel von schottischen Traditionen geraunt, ein mysteriöser Dunkelmann taucht auf und verschwindet wieder, eine Wahrsagerin sieht Merkwürdiges in Claires Handlinien, schließlich beobachtet das Ehepaar eine Gruppe weiblicher Druiden, die im Morgengrauen an einer Art keltischem Steinkreis ein Ritual durchführen (das allerdings so aussieht, als würde eine Eurhythmiegruppe eine Enya-Platte vertanzen): Womöglich wird das alles noch einmal wichtig im Verlauf der Serie, deren zweite Staffel bereits bestellt wurde. Anfangs verschleppt es eher das Tempo. Hinzu kommt die fragwürdige Entscheidung, die Serie von Claire selbst als Off-Erzählerin begleiten zu lassen. Off-Kommentare sind meist ein unbeholfenes Mittel der filmischen Narration - entweder verkaufen sie das Publikum für dumm, indem sie das Offensichtliche doppeln, oder sie sind Überbrückungshilfen, wenn den Machern keine treffenden Bilder eingefallen sind. Immerhin: Hier rutscht er nicht ins Platte ab. Die Titanic-Panflöten- und Dudelsack-Dichte im Soundtrack des  "The Walking Dead"-Komponisten Bear McCreary sorgt da schon für größere Besorgnis.

Überzeugend ist die klare Erzählperspektive der Serie: Claires Sicht bestimmt das Geschehen, das endlich ganz zu sich kommt, wenn sie einen der zuvor umtanzten Keltensteine berührt und (per Fluxgenerator?) im Schottland des Jahres 1743 landet. "Outlander" wird jetzt zum Spiel der Dopplungen und Kontraste, zum zweifachen "Period Piece", in dem auch Gatte Frank wieder auftaucht - in Form seines Urahns Jack, eines fiesen englischen Captains, der jegliche schottische Unabhängigkeitsbestrebungen sofort verständlich macht - und Claire gleich vergewaltigen will. Das ist ein bemerkenswerter Psycho-Spiegeltrick: Tobias Menzies tritt in der Jetztzeit der Serie als sexuell passiver Ehemann auf und in der Vergangenheit als sexueller Aggressor, den Claire aufgrund der Ähnlichkeit sogar eingangs mit ihrem Gatten verwechselt. Freudianische Konfusion!

Kurz vor der Untat wird Claire gerettet - von besagtem schottischen Schönling (im Musketier-Modus: Sam Heughan) und der Horde um den verkniffenen Dougal (Graham McTavish aus "Der Hobbit"). Sie wird nach Castle Leoch gebracht, einer Burg im "Winterfell"-Look, wo Gutsherr Colum McKenzie (gut: Gary Lewis) skeptisch bleibt: Ist Claire ein britischer Spion? Der Abenteuerplot, der damit in die Spur gebracht ist, lässt sich gut an: Nebenfiguren mit Potenzial (eine "Engelmacherin", eine kauzige Haushälterin) tauchen auf, erste Intrigen werden gesponnen. Und erstaunlich gut gelingt es, die Grundverwirrung Claires glaubhaft werden zu lassen, eine Verwirrung, von der wir ja selbst nicht wüssten, ob sie uns, beträfe sie uns selbst, womöglich wahnsinnig machen würde: Ist das alles ein Traum(a)? Ein fieses Rollenspiel? Oder ist Claire wirklich in der Zeit zurückgereist? Wenn ja: Was tun? Claire, schnell wieder ganz toughe Frau und bald auch zeitgemäß korsettiert, beschließt, das Spiel mitzuspielen, zumal sie wegen ihres Knowhows erst einmal als Heilerin in der Burg festgesetzt wird. Erste glutvolle Blicke zwischen ihr und Jamie deuten an, was kommen könnte. Schon in der zweiten Episode wird nur noch kurz in Franks Gegenwart zurück- bzw. vorausgeswitcht, während die Serie ganz bei Claire bleibt: Die gälische Sprache der Schotten versteht sie nicht (und wir mit ihr auch nicht, da bewusst keine Untertitel eingesetzt werden), und die Schotten verstehen ihr Vokabular nicht. Keime? Entzündungen? Kannte man damals nicht.

Einer süffig erzählten Fantasyserie mit History-Touch, starker Frauenfigur und cultural clash steht also nur noch eines im Wege: Autorin Gabaldon arbeitet als Beraterin eng mit der Produktion zusammen. So etwas wird gern als Authentizitätsgarant und Qualitätsfaktor vermarktet, verheißt aber in der Regel nichts Gutes. Zu hoffen ist daher, dass sich Moore und Team vom Diktat der Vorlagentreue freihalten können: Sklavische Buchbebilderung war schließlich noch nie interessant.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten zwei Episoden von "Outlander".

Meine Wertung: 3.5/5

Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Starz


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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