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Julianna Margulies
Julianna Margulies CBS Broadcasting Inc.

Was an dem Piloten zu "The Good Wife" vor allem beeindruckt ist das Schauspiel, das vor allem vom Understatement lebt. Oberflächliches Melodrama sucht man hier vergeblich. Statt dessen findet man die Spuren der emotionalen Schlachten in den ausdrucksstarken Gesichtern der Protagonisten. Julianna Margulies beherrscht diese Kunst perfekt. Alicias innere Zerrissenheit spielt sich nicht im oft klischeebeladenen Dunstkreis von Arbeit und Mutterschaft ab. Ihre Kinder sind alt und schlau genug um immer mehr auf eigenen Beinen zu stehen. Vor allem sind sie nachdem, was sie durchmachen musste, komplett auf ihrer Seite und verarbeiten den Skandal recht gut. Was Alicia wirklich Angst macht ist die Aussicht, dass ihr Mann möglicherweise bald wieder vor der Tür stehen könnte. Sie spricht es nie aus, doch in ihrem Gesicht kann man dank Margulies wie in einem Buch lesen. Will sie überhaupt, dass Peter aus dem Gefängnis entlassen wird und wieder nach Hause kommt? Er verspricht ihr: "Du musst nur für eine Weile die Brötchen verdienen, bald ist alles wieder normal!" Aber erstens weiß Alicia, dass nichts mehr so wird wir zuvor und zweitens will sie das auch gar nicht mehr. Margulies spielt die Anwältin, als wäre sie aus einer Art Koma erwacht und auch äußerlich ist sie in der kurzen Zeit nach dem Skandal bereits komplett aufgeblüht. Kampflos gibt sie dieses neue Leben sicher nicht wieder her.

Die Nebenrollen sind ebenfalls hervorragend besetzt, auch wenn man die meisten in der ersten Folge nur kurz kennenlernt. Bei Josh Charles, der Alicias Vorgesetzten und langjährigen Bekannten Will spielt, reichen die kurzen Szenen allerdings um die Fantasie des Zuschauers zu beflügeln: Lief während dem Studium vielleicht mehr zwischen den beiden? Steht Wills Loyalität vor einer Probe, vor allem die zu der scheinbar so auf Frauenseilschaften setzende Chefin Diane? Jene Seilschaften halten nicht lange, als Alicia nicht einfach nur Dianes Zögling sein will und ihre eigene Strategie entwickelt. Christine Baranski verleiht dieser Autoritätsfigur Klasse, sowie eine wunderbare Portion natürlich wirkende Macht. Mit einem platten Biest an der Spitze hat man es hier nicht zu tun. Chris Noth, der momentan wieder als Mr. Big für den zweiten  "Sex and the City"-Film vor der Kamera steht, ist ebenfalls ideal als gefallener Politiker, der im Moment noch an seine eigenen Versprechungen von einer Rückkehr zur Normalität glaubt. Matt Czuchry huscht als Alicias direkter Konkurrent zwar eigentlich nur durch diese Folge, doch geht es dem Zuschauer wie seiner Assistentin: Man droht erstaunlich leicht seinem jungenhaften Charme zu verfallen. Falls es Alicias Chefs ebenso geht, dann hat sie ein Problem.

Archie Panjabi und Julianna Margulies
Archie Panjabi und Julianna Margulies CBS Broadcasting Inc.

Den stärksten Eindruck bei den Nebendarstellern hinterlässt Archie Panjabi als geschmeidige und eigenwillige Ermittlerin Kalinda. Die kommt stets mit kühlem, analytischen Blick, elegantem schwarzen Lack-Outfit und einem extrem sensibel ausgerichteten "No Bullshit"-Radar daher. Nach recht kühlem Start lernen beide schnell sich zu respektieren und gut zusammen zu arbeiten. Eine Freundschaft ist es am Ende des Piloten noch nicht, aber eine faszinierende Partnerschaft im Einsatz für die selbe Sache. Hoffentlich wird man von diesem investigativen Doppel in weiteren Folgen ebenfalls auf diese Art Gebrauch machen.

Dass die Figuren bei "The Good Wife" so gut abschneiden ist nicht nur den Darstellern zu verdanken, sondern auch der geschickten Einarbeitung von Alicias erstem Fall als Verteidigerin. Das Verfahren und die überraschende Spurensuche sind nicht Selbstzweck, sondern fördern die Entwicklung der Fähigkeiten ihrer Figur, sowie die Beziehungen zu den anderen Charakteren. So hat man die ideale Mischung zwischen CBS-typischem "Ein-Fall-pro-Woche"-Verfahren und Charakter-Drama gefunden, die dem Genre der Gerichtsserien erstmals seit  "Boston Legal" einen wirklich interessanten und dringend benötigten neuen Twist verleiht. Ein angenehmes Ambiente der Kanzlei und des Gerichtssaals, das auf Eleganz aber nicht auf Protz setzt, tut ihr Übriges um "The Good Wife" mühelos als einen der besten Serien-Piloten dieses Jahres zu etablieren.

Meine Wertung: 4.5/5


 

Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von "Der Denver-Clan", "Star Trek" und "Aktenzeichen XY…ungelöst". Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie "Friday Night Lights" oder "The West Wing" genauso wie die Prime Time Soaps "Melrose Place" und "Falcon Crest", die Comedys "I Love Lucy" und "M*A*S*H" oder das "Law & Order"-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie "Derrick" oder "Bella Block" finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für TV Wunschliste tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

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