Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten
ZDF erfrischt alte Reihe mit modernen Geschichten
"Neuer Wind im Alten Land" umweht Beke Rieper (Felicitas Woll) nach ihrem Absturz als Journalistin.
ZDF / Conny Klein
TV-Kritik/Review: "Neuer Wind im Alten Land" mit Felicitas Woll stärkt "Herzkino"/ZDF / Conny Klein

Rosamunde Pilcher und Inga Lindström bestimmen das "Herzkino" nicht mehr wie zu den Anfangszeiten der beliebten Reihe. Im April und Mai laufen aktuelle Folgen von  "Familie Anders" und  "Dr. Nice", die moderne Lebensumstände aufgreifen. Auch  "Neuer Wind im Alten Land" folgt diesem Trend. Nach einer peinlichen Panne zieht Starjournalistin Beke Rieper (Felicitas Woll,  "Du sollst nicht lügen") zurück in ihren niedersächsischen Heimatort. Berühmte Zeitungen wie The New York Times verweigern ihr einen Job. Nur ein Lokalblatt in der Nähe von Hamburg und die Eltern auf ihrem Obsthof nehmen die verlorene Tochter auf. Erleben Sie am 21. April, ob eine internationale Karriere im Alltag an der Elbe hilft: Dann heißt es im ZDF "Beke wirbelt auf". Nach dieser ersten Episode folgt am 28. April "Gestrandet". Schon am 13. April starten beide Filme in der ZDFmediathek.

Schmachten mit norddeutscher Zurückhaltung ist erlaubt

Nicht mal ein schamhaftes Küsschen oder eine leidenschaftliche Umarmung ist beim Auftakt zu sehen. Herzschmerz schrumpft auf bittere Kommentare zu gescheiterten Ehen. Es knistert leise, etwa wenn Beke ihrer Jugendliebe Paul Harms (Steve Windolf) begegnet: Aber sie kann doch nicht den Ex-Mann ihrer besten Freundin Elfi Baskan (Halima Ilter) anbaggern, zumal das Paar zwei Kinder großgezogen hat. Ohnehin knabbert Beke an der Scheidung von David, dem Vater ihrer Tochter Camilla (Pauline Pollmann) und ihres Sohnes Sebastian. Knappe Telefonate deuten an, dass die Sprösslinge eigene Wege gehen. Die Drehbuchautorinnen Kirsten Peters und Gerlind Becker sowie Regisseurin Esther Gronenborn zeigen beiläufig solche Entwicklungen. Sie verzichten auf übersteigerte Dramatik. Dadurch entstehen gefühlvolle Geschichten anstelle eines billigen Kitschromans. Seufzen oder Schmachten ist trotzdem erlaubt - dem Schauplatz angemessen mit norddeutscher Zurückhaltung.

Henning Beckmann (Heiner Hardt) misstraut Beke Rieper (Felicitas Woll): Deshalb setzt er Grenzen mit der Waffe.
Henning Beckmann (Heiner Hardt) misstraut Beke Rieper (Felicitas Woll): Deshalb setzt er Grenzen mit der Waffe. ZDF / Conny Klein

Kühe entkommen, und Trikots erfreuen Kinder

Welche Gedanken schießen durch Bekes Kopf, als sie versonnen auf die Elbe blickt? Sie trauert über ihren beruflichen Absturz und verachtet die Chance bei der Lokalzeitung: Das ist ein Käseblatt. Wie früher mahnen Mama und Papa, bloß nicht zu spät am ersten Tag zu erscheinen. Bekes Laune steigt ein wenig, als sie im offenen Cabrio durch das idyllische Obstanbaugebiet fährt. Ein Schock fährt durch ihre Glieder, als Paul mitsamt seinen Kindern auf dem Traktor vorbeirumpelt. Kurz darauf begrüßt Chefredakteur Norbert Heuer seine künftige Reporterin bei der Altländer Zeitung. Nachwuchstalent Lily Schmidtbauer (Andrea Guo) berauscht sich an ihrem Duft der weiten Welt. Stinkstiefel Ralf Albers fürchtet hingegen Konkurrenz, zumal er gleich eine Story an Beke abgeben muss. Sie erhält drei Aufgaben. So soll sie herausfinden, warum zwölf Kühe auf einem Milchhof entkommen sind. Zudem sollen die Leserinnen und Leser mehr über Trikots erfahren, in denen die Kinder vom Sportverein demnächst trainieren wollen.

Königsberger Klopse besänftigen Querulanten

Nicht zuletzt ist über einen kleinen Unfall auf der A26 zu berichten. Dieses unscheinbare Ereignis führt Norberts Mitarbeiterin zu Henning Beckmann (Heiner Hardt). Hallo! Ich bin Journalistin, leitet Beke den Erstkontakt ein - worauf der ehemalige Schulleiter mit vorgehaltenem Gewehr reagiert: Runter von meinem Grundstück! Sofort! Später besänftigen hausgemachte Königsberger Klopse den Querulanten. Als Bürgermeisterin schimpft Bekes Schwester Heide Schulze über Henning, weil er mit unzähligen Klagen den Weiterbau der Autobahn verhindert. Einige Leute munkeln, dass der Griesgram Jugendliche wie Valentin Bochardt (Julien Neisius) mit Marihuana versorge. Tatsächlich belastet ein bewegendes Schicksal den Protestler. Und er teilt ein Geheimnis mit dem angehenden Abiturienten Valentin.

Bekes (Felicitas Woll) Jugendliebe Paul (Steve Windolf) gehört inzwischen zu einer anderen Frau, oder nicht?
Bekes (Felicitas Woll) Jugendliebe Paul (Steve Windolf) gehört inzwischen zu einer anderen Frau, oder nicht? ZDF / Conny Klein

"Wir machen hier nur lokale Nachrichten"

Im zweiten Film muss Ralf nochmals zurückstecken: Norbert spendiert ihm Platz für drei Fotos, bis Beke ein Thema aufgreift und Ralf seinen Beitrag kürzen muss. Ach, zwei ist doch auch eine schöne Zahl, wimmelt Norbert den Unmut ab. Allerdings befürchtet er, dass seine Reporterin über die Stränge schlägt. Wir machen hier nur lokale Nachrichten - schnell und kurz, hat der Chef bereits zuvor das Engagement gedämpft. Letztlich genießt er den frischen Wind in der Redaktion. Gleichwohl muss Beke die fortschrittliche Mess- und Funktechnik auf einem Frachter vorstellen. Andererseits darf sie nachforschen, was eine blinde Passagierin aus Norwegen auf das Schiff getrieben hat. Nebenbei verärgert sie Heide und vertritt die Eltern im Hofladen. Ein Besuch von Tochter Camilla bringt zusätzliche Unruhe.

Am Ufer der Elbe erneuern Elif (Halima Ilter, l.) und Beke (Felicitas Woll) ihre Freundschaft.
Am Ufer der Elbe erneuern Elif (Halima Ilter, l.) und Beke (Felicitas Woll) ihre Freundschaft. ZDF / Conny Klein

Atmen Sie durch

Felicitas Woll ist seit  "Berlin, Berlin" gereift. Dennoch haften an ihr die Ungeduld und Widersprüche ihrer damaligen Figur Lolle. Für leichte Unterhaltung darf sie erstaunlich vielseitig auftreten. Ebenso sind die anderen Schauspielerinnen und Schauspieler weit davon entfernt, lediglich Abziehbilder zu präsentieren. Die Charaktere veranschaulichen Gefühle halbwegs glaubwürdig. Dabei erwartet niemand, dass diese beiden Filme in Tiefen wie der hervorragende Zweiteiler  "Altes Land" vorstoßen. Ein bisschen träumen, ein bisschen schwärmen, ein bisschen aufregen, ein bisschen lachen - wenn so etwas im "Herzkino" funktioniert, können wir uns von Sorgen ablenken und für 90 Minuten durchatmen. Die Menschen vor der Kamera verbreiten Charme und Spaß.

Nebendarsteller ragen hervor

Bei den Darstellern ragen die Träger kleiner Rollen hervor. Zu nennen ist Christoph Glaubacker: Als Bekes Vorgesetzter Norbert Heuer weckt er Sympathie mit Sprunghaftigkeit und eingeschlafenem Berufsethos. In  "Miss Merkel" mag Sascha Nathan plump erscheinen. Jetzt veredelt er seinen Frust als Redakteur Ralf Albers in Kurzauftritten. Anne Roemeth verleitet das TV-Publikum dazu, an Bekes Schwester Heide anzuecken. Als Renate und Gerd Rieper erinnern Hildegard Schroedter und Volker Meyer-Dabisch daran, dass Mama und Papa für immer und ewig Mama und Papa bleiben. Meine Eltern meinen es gut, sagt Beke ihrer Freundin Elfi, aber sie machen mich wahnsinnig.

Sorgen plagen Bekes Eltern Renate (Hildegard Schroedter) und Gerd Rieper (Volker Meyer-Dabisch).
Sorgen plagen Bekes Eltern Renate (Hildegard Schroedter) und Gerd Rieper (Volker Meyer-Dabisch). ZDF / Conny Klein

ZDF bietet gelungenes "Herzkino"

Wie üblich erfreut das "Herzkino" mit stimmungsvollen Aufnahmen von Natur und Ortschaften. Das Alte Land vermittelt angenehme Eindrücke. Die Handlung verströmt Sentimentalität: Wer diese Zurschaustellung von Gefühlen verabscheut, meidet natürlich das "Herzkino" und somit "Neuer Wind im Alten Land". Die Filme "Beke wirbelt auf" und "Gestrandet" brechen nicht die Regeln des Genres, sondern ergänzen zeitgemäße Bezüge. Die endlose Planung und der verzögerte Bau der A26 stammen aus dem wahren Leben. Der erste Film trivialisiert den Widerstand der Naturschützer und vermeidet eine Problemlösung. Irgendwie löst sich alles in Wohlgefallen auf. Diese Vorgehensweise ist hier zulässig. Immerhin handeln die Figuren in keiner Märchenwelt. Die Anspielungen sind zu begrüßen. Unter solchen Voraussetzungen darf gerne "Neuer Wind im Alten Land" wehen. Auf diese Weise bietet das ZDF gelungenes "Herzkino" - nicht mehr und nicht weniger.

Dieser Text über "Neuer Wind im Alten Land" beruht auf der Sichtung der beiden Episoden "Beke wirbelt auf" und "Gestrandet".

Meine Wertung: 3/5

Das ZDF zeigt den ersten Film von "Neuer Wind im Alten Land" am Sonntag, den 21. April: "Beke wirbelt auf" läuft um 20.15 Uhr in der Reihe "Herzkino". Die Fortsetzung "Gestrandet" ist eine Woche später zur gleichen Zeit zu sehen. In der ZDFmediathek stehen die beiden Folgen früher zum Streaming bereit - ab Samstag, dem 13. April.


 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

Beitrag melden

  •  

Leserkommentare