Raab in Rage: Rundumschlag gegen die Medien

Das Nervenkostüm von Stefan Raab scheint nach der anhaltenden Kritik am Konzept von  "Unser Song für Deutschland" ein wenig angepannt. In einem sehr unterhaltsamen Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" ging der Entertainer nun zum Gegenangriff über. Schuld an allem sind die Journalisten, erklärte Raab und hob dabei - wie "SZ"-Autor Hans Hoff versicherte -, seine Stimme eine knappe Stunde lang "auf die Phonstärke einer Uli-Hoeneß-Wutrede" an.

"Auf einmal interessieren sich die Medien für den ESC und tun so, als handele es sich um Politik", glaubt Raab. "Der größte Wahn liegt in den Köpfen der Journalisten. Die drehen durch. Da hat deren rationale Wahrnehmung offensichtlich ihr Ende, da findet nur noch emotionale Wahrnehmung statt." Den in einen Topf geworfenen Journalisten wirft Raab vor, Politik und Entertainment nicht auseinander halten zu können.

In den Medien wurde der deutsche Vorentscheid in der Tat überwiegend negativ kommentiert. Insbesondere die Idee, die Show um zwei Halbfinal-Sendungen zu erweitern und Lena somit zu insgesamt 18 Bühnenauftritten zu animieren, fand nur wenige Befürworter. Manche Kritiker sahen die Interessen von ARD und ProSieben zu stark auf Kosten eines sinnvollen Konzepts in den Vordergrund gerückt, andere empfanden die Shows als gigantische PR-Aktion für das neue Lena-Album oder auch schlicht als "langweilig".

Laut Raab stehen die Befindlichkeiten der Medien allerdings im Widerspruch zu den Ansichten der Allgemeinheit. Der "Unterschied zwischen der veröffentlichten und der öffentlichen Meinung" sei sehr groß, so Raab. Mit Blick auf die Einschaltquoten ist diese Einschätzung allerdings nicht zu halten: Die erste Halbfinal-Show sahen passable 2,56 Millionen, die zweite Show nur noch 1,82 Millionen. Die Zahlen lassen vermuten, dass das dreiteilige Showkonzept den Praxistext durch die Zuschauer letztlich nicht bestanden hat. Eine statt drei Shows hätte wohl genügt.

Die Medien hätten zudem, so Raab weiter, auch schon im vergangenen Jahr seine Grand-Prix-Rettung madig gemacht: "Da stand, dass das todlangweilig ist, dass sich das kein Mensch angucken kann." Nach Lenas Sieg aber wollten dann "alle mit aufs Foto, inklusive der Journalisten."

Außerdem sei er ja von der ARD gebeten worden, Ödland aufzuarbeiten. Nach 2004 standen den Zuschauer jeweils nur drei Künstler zur Auswahl, und "in dem Jahr vor Lena hatten Sie nicht mal diese Wahl. Da wurde diktatorisch bestimmt: Alex swings, Oscar sings und Dita tanzt. Da haben Sie die Pest, die Cholera und die Syphilis frei Haus bekommen. Dann sind wir hingegangen und haben in dieses System eine Neo-Demokratie eingeführt." Die Politik lässt grüßen...