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TV-Kritik/Review: "Doom Patrol": Darum braucht die Welt das "Titans"-Spin-Off
(03.03.2019)
Eine weitere Superheldenserie feiert Premiere. Hat die Welt darauf gewartet? Bei der Fülle bereits laufender TV- und Streamingserien aus diesem Genre wohl eher nicht. Das bemerkt auch der Off-Erzähler gleich am Anfang der Pilotfolge zu
Noch stärker als bei den
Neben Steele leben dort noch der ehemalige Testpilot Larry Trainor (Matt Bomer), der während eines Flugs von negativer Energie "besessen" wurde, abstürzte und wegen seiner starken Verbrennungen seitdem Gesicht und Körper hinter Bandagen verbirgt. Rita Farr (April Bowlby) war in den 1950ern eine Hollywood-Diva à la Marilyn Monroe, kam aber während Dreharbeiten in Afrika mit einer geheimnisvollen Flüssigkeit in Kontakt und verwandelt sich seitdem bei Stress unkontrolliert in eine glibberige Masse. Schließlich taucht, nachdem wir im Zeitraffer in der Gegenwart angekommen sind, noch Crazy Jane (Diane Guerrero, die Maritza aus
Es sind also keine klassischen Superhelden, die uns hier begegnen, sondern Menschen, die vom Schicksal gestraft wurden, die von ihren "Kräften" getrieben werden und wegen ihres Aussehens oder Verhaltens zu Außenseitern wurden, die sich völlig aus der Gesellschaft zurückgezogen haben. Der Hulk lässt grüßen, ebenso wie die schräge Marvel-TV-Serie
Nach der recht langen, aber überaus unterhaltsamen Exposition kommt die Handlung richtig in Gang, als die vier "Freaks" beschließen, die Abwesenheit ihres Ziehvaters Caulder zu nutzen, um nach Jahrzehnten dessen Anwesen zu verlassen und einen Ausflug in die nahe gelegene Kleinstadt zu unternehmen. Der endet in totalem Chaos, als zunächst Rita die Kontrolle über ihren Körper verliert und das daraus entstandene Glibbermonster die ganze Stadt in Schutt und Asche legt. Das ruft wiederum Caulders alten Feind Eric Morden (Alan Tudyk) alias Mr. Nobody auf den Plan, jenen Superschurken, der anfangs in Paraguay geschaffen wurde. Der lässt nicht nur Caulder, sondern gleich die ganze Stadt in einer Art Schwarzem Loch verschwinden. Übrig bleibt nur ein stinknormaler Esel. In Folge 2 finden die Antihelden dann heraus, dass ausgerechnet dessen Schlund der Zugang zur "anderen Seite" ist. Was darauf folgt, dürfte zum Skurrilsten zählen, was jemals in einer TV-Serie zu sehen war. Aber es funktioniert: Die Autoren um Jeremy Carver treffen genau den richtigen Tonfall, um den ganzen Wahnsinn gleichermaßen witzig wie innerhalb des Serienkosmos glaubwürdig rüberzubringen. Die Schauspieler, denen teilweise nur ihre Stimmen zur Verfügung stehen (sowohl Fraser als auch Bomer agieren überwiegend als Voice Actors, während unbekanntere Darsteller in die Kostüme von Robotman und Negative Man schlüpfen), haben spürbar Spaß an ihren Rollen. Und auch visuell wird einiges geboten - wie DC die Kosten jemals wieder einspielen will, bleibt rätselhaft, aber die Effekte sind um einiges hochwertiger als etwa bei den CW-Serien aus dem Arrowverse. Dazu kommt ein liebevoll detailliertes Produktionsdesign.
Über den reinen Spaß eines filmischen Kirmesbesuchs mit abgefahrenen Attraktionen hinaus bietet die Serie aber auch eine kräftige Dosis Drama und Tragik. Die inneren Nöte des Mannes, der in einem Metallkörper gefangen und zudem für den Tod seiner Ehefrau verantwortlich ist, und der Schauspielerin, deren ganzes Leben auf Schönheit aufgebaut war und die sich nun immer wieder in ein hässliches, unförmiges Etwas verwandelt, werden nachvollziehbar vermittelt. Im Übrigen profitiert die Serie wie schon "Titans" von den Freiheiten eines Streamingdienstes, auch krasse Brutalität (und frivole Szenen) zeigen zu dürfen. Obwohl der Tonfall insgesamt viel leichter ist als bei der Show um Robin & Co., wird auch "Doom Patrol" manchmal ganz schön düster. Nicht nur die Frage, ob es eine weitere Superheldenserie gebraucht hat, lässt sich also mit "Ja, wenn sie so aussieht wie diese" beantworten. Auch der eigene Streamingdienst für DC-Helden hat seine Existenzberechtigung mit dieser zweiten höchst gelungenen Comicadaption in Folge bereits bewiesen.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "Doom Patrol".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: DC Universe
In den USA wird die zunächst 15-teilige Serie "Doom Patrol" seit dem 15. Februar 2019 vom Onlineangebot DC Universe gestreamt, wo auch "Titans" läuft. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt geworden.
Trailer zu "Doom Patrol"
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