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Gegen den Schlankheitswahn: der Film "Embrace" Nachdem sie drei Kinder geboren hatte, hasste sie ihren Körper. Die australische Fotografin Taryn Brumfitt begann wie eine Besessene zu trainieren, hatte schließlich die perfekte Bikinifigur und war trotzdem unglücklich. Zu viel Zeit, zu viel Energie, zu viele Einschränkungen hatte die Arbeit an diesem Körper gekostet. Also hörte sie wieder auf mit Training, mit Diäten. Sie postete auf Facebook ein Vorher-Nachher-Foto. Vorher Größe 36, nachher Größe 40. Damit löste sie einen weltweiten Begeisterungssturm aus. In der Folge reiste sie um die Welt mit der Frage: Warum hassen eigentlich so viele Frauen ihren Körper? Denn die Zahlen sind erschreckend: 91 Prozent der deutschen Frauen sind unzufrieden mit ihrem Körper. 45 Prozent der Frauen mit normalem Gewicht denken, sie sind übergewichtig. Der Film "Embrace" ist ein leidenschaftliches Plädoyer, seinen Körper zu lieben, egal wie er aussieht. Ein Plädoyer gegen Schlankheitswahn und Schönheitsideale. Der Rassismus mitten unter uns: das Buch "Unter Weißen" Wie lebt es sich als "Nicht-Weißer" in einer weißen Mehrheitsgesellschaft? Davon erzählt Mohamed Amjahid eindrücklich in seinem Buch "Unter Weißen. Was es heißt, privilegiert zu sein" (Hanser). Amjahid wurde in Frankfurt am Main geboren, ging dann mit seinen Eltern nach Marokko zurück, studierte später in Deutschland und arbeitet inzwischen als Journalist bei einer großen deutschen Zeitung. "Alle Araber sind kriminell und Kinderschänder", solche Zuschriften bekommt er tagtäglich. Doch der Rassismus begegnet ihm als Nicht-Weißen auch im Alltag. Wenn die von Amjahid sogenannten "Biodeutschen" ihm das Konzept von Radwegen und Friedhöfen erklären wollen, wenn er ständig an Flughäfen und Bahnhöfen kontrolliert wird und ihm bei der Wohnungssuche die Maklerin sagt: "Ich habe ihren Namen gesehen und dachte, sie sind arbeitslos!" Das "Kulturjournal" hat Mohamed Amjahid in Berlin getroffen und mit ihm geschaut, wie es sich "unter Weißen" aus seiner Sicht lebt. Ein Leben als Junkie: die Autobiografie des Musikers Günter Märtens Seit Jahren spielt er den Bass bei Ulrich Tukur und den Rhythmus Boys und fällt auf der Bühne allein wegen seiner Größe auf: Günter Märtens, Musiker aus Hamburg. Er war vorher schon Mitglied bei verschiedenen Bands und arbeitete als Schauspieler in den Hamburger Kammerspielen oder im St. Pauli Theater. Doch seine Autobiografie, die er jetzt veröffentlicht, ist alles andere als die Erfolgsgeschichte des umtriebigen Künstlers. Märtens schreibt offen über sein früheres Leben als Heroinjunkie, erzählt, wie er Ende der 1970er-Jahre im schicken Hamburg-Blankenese in die Sucht abglitt, berichtet von Abstürzen, von Einbrüchen in Apotheken, von Drogenschmuggel bis hin zum Entzug. "Die Graupensuppe" (Punktum Bücher) ist eine sehr persönliche Geschichte vor dem Hintergrund der alten Bundesrepublik, von James Last bis Punk, von Altnazis bis RAF. Am Mittwoch, 10. Mai 2017, stellt Günter Märtens sein Buch gemeinsam mit Christian Redl und Peter Lohmeyer im St. Pauli Theater vor. Julia Westlake trifft den Musiker vorab. Spektakulärer Tanz: das Festival Movimentos in Wolfsburg Der Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui ist einer der ganz Großen der Tanzszene. Zusammen mit dem Bildhauer Antony Gormley und der Danskompani der Göteborger Oper erkundet er bei den Movimentos Festwochen in Wolfsburg das Wechselspiel zwischen Freiheit und Bindung und findet dafür sensationell schöne Bilder. Zu sehen vom 18. bis 20. Mai 2017. Klassiker als Egotrip: der Schauspieler Philipp Hochmair Seine Ein-Personen-Stücke sind legendär. Ob "Werther!", "Lenz" oder "Amerika", der Wiener Schauspieler Philipp Hochmair holt Klassiker in die Jetztzeit und spielt mit unglaublicher Wucht. Er war Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater und am Hamburger Thalia Theater. Bei den Movimentos Festwochen in Wolfsburg zeigt er am 13. Mai 2017 seinen "Jedermann reloaded", eine atemberaubende Performance aus Schauspiel, Ekstase, Rock ?n' Roll und Verwandlungskunst. Ihn fasziniert, wenn alte Texte wie Hofmannthals "Jedermann" das Leben unserer Zeit so auf den Punkt treffen, die kapitalistischen Bewegungen, die Gier nach Geld und Besitz, die eigentlich nirgends hinführt. Und die Frage, woran man glaubt, die ihm heute zentraler erscheint denn je. Das "reloaded" im Titel nimmt Hochmair wörtlich: Er hat den "vermeintlich toten Text nachgeladen wie eine Waffe, um ihn dann abzufeuern." Wucht, wie gesagt! wahr. schön. gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil.
(NDR)