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Alle fünf Jahre ein neues Auto, jedes Jahr ein neues Smartphone und jeden Samstag neue T-Shirts. Immer neue Produkte, schöner, besser, erstrebenswerter: Konsum ist verführerisch. Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Auch Lebensmittel sind in großer Auswahl und jederzeit zu immer niedrigeren Preisen verfügbar. Doch wie hoch ist der Preis, den unsere Umwelt dafür zahlen muss? Michael Steinbrecher diskutiert mit seinen Gästen. Je mehr wir konsumieren, desto mehr werfen wir weg. Nichts wird repariert, sondern kostengünstig ersetzt. Und alles, was wir neu erwerben, steckt in einer Verpackung, die direkt in den Abfall wandert. Es türmen sich Berge von Müll auf, und unsere Ozeane versinken in Plastik. Was aber ist die Lösung? Nicht mehr konsumieren? Radikaler Verzicht und Selbstversorgung? Ist das denn realistisch umsetzbar? Und ist es eine Frage des Wollens oder des Könnens? Kann sich jeder Nachhaltigkeit, Bio-Milch und Fairtrade-Mode leisten? Was muss sich verändern? Wo müssen Konsumenten und Produzenten handeln? Was kann jeder einzelne von uns tun - für uns, für unsere Kinder, für unsere Umwelt? Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Als radikaler Konsumkritiker fordert Christian Felber ein gesellschaftliches Umdenken. "Das gesamte System ist darauf ausgerichtet, dass wir immer mehr konsumieren, weil wir damit gleichsetzen, dass es uns besser geht und dass wir glücklicher sind." Felber plädiert deshalb für eine Wirtschaft des Gemeinwohls, die ethisches Handeln zum Maßstab macht. Auf dem Bauernhof von Anja Frey steht das Tierwohl an erster Stelle. Drei Monate lang dürfen die Kälbchen bei ihren Müttern bleiben und trinken, so viel sie wollen. Dass diese artgerechte Milchkuh-Haltung einen beträchtlichen Umsatzverlust mit sich bringt, nimmt die Bio-Bäuerin in Kauf: "Ein Kalb von der Mutter kurz nach der Geburt zu trennen ist für mich keine Alternative." Annette Hoffman war viele Jahre in konventionellen Textilunternehmen tätig, bevor ihr Bewusstsein dafür wuchs, was "Billig-Produktion" bedeutet - nicht nur für die Umwelt, auch für den Menschen. "In der Textilbranche trifft es immer die Ärmsten", so Hoffman, die sich mit der Situation nicht länger abfinden wollte. Heute produziert sie mit eigenem Label nachhaltig und fair. Der FDP-Politiker Frank Schäffler hält Vorschriften auch in Konsumfragen für den falschen Ansatz. Denn Nachhaltigkeit kann sich schließlich nicht jeder leisten. Er fordert deshalb: "Man muss die Menschen in die Lage versetzen, selbst zu entscheiden, was und wie viel sie konsumieren." Die Verlockungen der bunten Warenwelt führten bei Joachim Ditzfeld zu einem langen Leidensweg. "Ich bin von der Konsumwelt verführt worden", so der ehemalige Polizist, der über viele Jahrzehnte sein kurzfristiges Glück im Kauf von schönen aber sinnlosen Gegenständen suchte. Die Kaufsucht ließ ihn alles verlieren. Heute lebt Ditzfeld von Hartz IV. Michael Albert wollte die Augen nicht weiter verschließen vor den tausenden und abertausenden Tonnen an Plastikmüll: "Ich habe mich gefragt, was man als Einzelner tun kann - und zwar schnell." Nicht nur die Eröffnung seines "Unverpackt-Ladens" war eine logische Konsequenz. Auch privat lebt Albert mit seiner Familie weitestgehend plastikfrei. Dem Kreislauf aus Konsum und Arbeit zu entkommen, das versucht Katharina Legde. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter trennte sie sich vom Großteil ihres Besitzes und zog in ein winziges Häuschen. Der Verzicht auf Materielles brachte ihr einen Gewinn an Freiheit, die sie nicht mehr missen möchte. "Zeit für die Familie - das ist der größte Schatz, den man davon trägt."
(3sat)
Länge: ca. 90 min.