Folgeninhalt
Es sind bekannte Bilder: Frauen räumen Schutt beiseite, bilden in zerbombten Häusern lange Ketten, um die Trümmerberge des Zweiten Weltkriegs wegzuschaffen. Die Trümmerfrau als Heldin des Wiederaufbaus ist fester und unentbehrlicher Bestandteil nahezu jeder historischen Darstellung der Jahre nach 1945. Die Dokumentation von Judith Voelker und Julia Meyer unternimmt eine kritische Würdigung dieser Gründungslegende. In einer spannenden Spurensuche deckt der Film auf, wie vieles von dem, was man bis heute über die Nachkriegsjahre zu wissen glaubt, sich damals tatsächlich ganz anders zutrug. Er weist nach, dass die bekannten Fotos von Trümmerfrauen eine Realität widerspiegeln, die es so wie behauptet nie gegeben hat. Der Film folgt der Figur der Trümmerfrau durch die Zeit und zeigt, wie das Klischee entstanden ist und wie die Legende in den vergangenen 70 Jahren mehrfach umgestaltet wurde. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg, während der Zeit der Teilung Deutschlands und des Kalten Krieges, in der bundesdeutschen Rentendebatte und nach der Wiedervereinigung wurde die "Trümmerfrau" für politische und gesellschaftliche Debatten benutzt, so lange, bis das Klischee erheblich stärker war als die historische Realität. Auch heute noch erfüllt der Mythos eine Funktion, die es schwer macht, sich von ihm zu befreien. Die investigative Dokumentation begibt sich auf Spurensuche in die Vergangenheit, beleuchtet verdrängte Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte neu und räumt mit Mythen und Legenden auf.
(NDR)