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Viktor Herzog von Ratibor und seine Frau Alexandra sind ein modernes junges Paar mit einer historischen Last: Ihnen gehört ein Schloss mit 20 000 Quadratmetern Nutzfläche und 365 Zimmern. Seit 1834 ist das Barockschloss Corvey bei Höxter im Besitz der Herzöge von Ratibor, doch es war nie der Hauptsitz der Familie, die ursprünglich aus Schlesien stammt. Die Frage nach einer sinnvollen Nutzung des Schlosses stellte sich von Anfang an. Verkaufen war nie eine Alternative. Das war man der Familiengeschichte schuldig - bis heute. Doch wie soll man die finanziellen Kosten stemmen? Woher könnten Zuschüsse kommen? Schon in den 1950er Jahren öffnete der Vater des heutigen Herzogs das Schloss für Touristen, um es zu beleben. Aber auch er wohnte nicht dauerhaft hier, sondern in Österreich. Viktor Herzog von Ratibor und seine Familie sind die ersten, die ihren Hauptwohnsitz nach Corvey verlegt haben. Die Attraktivität des Schlosses ist damit gestiegen, denn auch die Herzogsfamilie ist nun 'Teil der Ausstellung', wie es die Leiterin des Corveyer Schlossmuseums, Dr. Claudia Konrad, beschreibt. Es geht also auch darum, wie sich die Ratibors selbst verkaufen, ob es ihnen gelingt, die Vertreter der Stadt Höxter, die ortsansässigen Honoratioren, aber auch die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen. Denn auch Herzöge sind heute abhängig von öffentlichen Geldern und der Unterstützung des Umlands. Das erforderte schon in der Generation der Großeltern einige Anpassungen und Veränderungen im Selbstbild dieser Adelsfamilie. "Vom patriarchalen Schlossherrn zum smarten Schlossmanager", so könnte man diesen Wandel überschreiben. Es ist ein ständiger Balanceakt zwischen Vermarktung und Wahrung des Erbes. Dabei haben die Ratibors noch Glück: Zur Schlossanlage gehört eine Kirche, die kunsthistorisch so bedeutsam ist, dass die Chance besteht, Corvey könnte Weltkulturerbe werden. Das würde wichtige staatliche Fördergelder auch für die Zukunft sichern. In Zeiten knapper staatlicher Kassen eine Überlebensfrage. Der Film zeigt, ob es der Familie gelingt, zwischen den unterschiedlichen Interessen des Museums, der Kirche und ihren eigenen Bedürfnissen zu jonglieren, ohne ihre Wurzeln zu verraten.
(3sat)