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Mikuláš Minář ist eigentlich Theologie-Student. Doch seit er im Mai zu den ersten Protesten gegen den tschechischen Regierungschef Andrej Babiš aufgerufen hat, mobilisiert er seine Landsleute: "Es ist doch unannehmbar, dass der Premier hunderte Millionen Steuergelder in die eigenen Taschen schleust!" Subventionsbetrug, Rechtsbeugung, Vermischung von öffentlichen und privaten Interessen werfen er und die anderen Demonstranten Babiš vor. Ende Juni waren es mehr als 250.000 auf dem Prager Letna-Hügel – die größte Demonstration seit der Samtenen Revolution 1989. Babiš, der als zweitreichster Mann Tschechiens gehandelt wird, hat seinen Agrofert-Konzern zwar an eine Treuhand übergeben. Allerdings unterstellen nicht nur die Demonstranten in Prag, dass er den Konzern indirekt weiterhin lenkt – und somit politische Entscheidungen zu Gunsten seiner wirtschaftlichen Interessen fällen kann. Gegenwärtig prüft das auch die EU. Obwohl die Vorwürfe immer konkreter werden, glauben weiterhin viele Tschechen an ihren Ministerpräsidenten – vor allem auf dem Land und unter den Senioren. Agrar-Unternehmer Josef Chuchlík beispielsweise ist überzeugt, dass sich unter Babiš etwas bewegt in Tschechien: "Dem Land geht es gut, sehr gut!" Die Leute hätten Arbeit, Löhne und Renten seien gestiegen, argumentiert er. "Heute im Osten - Reportage" trifft Befürworter und Gegner, ist unterwegs in der Hauptstadt und im Umland, um sich ein Bild von der Stimmung im Land zu machen. Denn der Graben zwischen Prag und der Provinz scheint tief.
(mdr)
Länge: ca. 15 min.