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Ihre Wünsche sind so unterschiedlich, wie die Menschen verschieden sind. Doch eines haben die Menschen gemeinsam: Die Wünsche lösen eine tiefe Sehnsucht in ihnen aus. Ob als Blinder wieder sehen können oder als Heimkind endlich das große Geld verdienen: Während manche ein Leben lang für ihren großen Wunsch kämpfen müssen, lässt bei anderen eine glückliche Fügung den großen Traum in Erfüllung gehen. Und bei wieder anderen macht das Schicksal einen Strich durch die Rechnung und zerstört das große Glück. Häufig sind es nicht die materiellen Dinge, die sich die Menschen am meisten herbeisehnen. Stattdessen ist es oft die Zeit mit Familie und Freunden, die sie erfüllt. So geht es auch Menschen, die nach vielen Jahren ein verschollen geglaubtes Familienmitglied wiederfinden. Andere unternehmen alles in ihrer Macht Stehende, um ihren Mitmenschen ihre Herzenswünsche zu ermöglichen. Da ist der Sterbende, dessen letzter Wunsch es ist, eine große Reise zu unternehmen, oder da sind die Eltern, denen das Geld fehlt, ihren Kindern Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Wie kann es Menschen gelingen, ihre Wünsche zu verwirklichen? Warum müssen manche ihr Leben lang für den großen Wunsch kämpfen, um dann zu erkennen, dass das Glück ganz woanders zu finden ist? Und was macht es mit Menschen, wenn nach vielen Jahren der so sehr herbeigesehnte Wunsch endlich in Erfüllung geht? "Mein größter Wunsch", das ist das Thema am 11. Dezember 2020 bei Michael Steinbrecher im "Nachtcafé". Die Gäste: Mit nur einem Bein und ohne Arme geboren, war der innigste Wunsch von Denise Marko, ein ganz normales Leben zu führen. Was sich für die meisten nach Alltag anhört, ist für sie ein weiter Weg gewesen. Mit unbändiger Energie und Willenskraft erkämpfte sich die 26-Jährige ihren Herzenswunsch: "Ich habe mich immer danach gesehnt, ein ganz normales Leben zu führen - mit Familie, Mann, Kindern und Haus." Jahrelang sehnte sich Robert Tepass nach großer Anerkennung - eine Suche, die fast in seinem Tod endeten. Als Waise im Heim aufgewachsen, kompensierte er seine Selbstzweifel mit dem Wunsch nach Erfolg. Diesen fand er zwar als erfolgreicher Investmentbanker an der New Yorker Börse. Doch der körperliche Raubbau forderte seinen Tribut und führte zu einem lebensgefährlichen Zusammenbruch: "Heute geht es nicht mehr nur um mich, sondern das erste Mal tue ich einen Dienst für andere." Die Suche nach dem "Ich" begleitet Nadia Brönimann schon seit ihrer Geburt: Als Christian geboren, hatte sie schon früh den Wunsch und die Gewissheit, eigentlich eine Frau zu sein. Mit 25 Jahren kam die lang ersehnte Geschlechtsangleichung. Doch statt großem Glück folgte eine Zeit schwerer psychischer und physischer Belastungen, an deren Ende die Erkenntnis stand: "Ich bin mit Volldampf in einen Wunsch hineingerannt, doch dieses große Lebensziel hat sich als falsch herausgestellt." Vor wenigen Monaten ereilte Veronica Steinert die Horrornachricht: Ihrem Mann wurde Krebs im Endstadium diagnostiziert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie ehrenamtlich beim Wünschewagen gearbeitet, nun war es ihr todkranker Partner, den sie auf seinem letzten Weg begleiten musste: "In diesem Moment habe ich gar nicht darüber nachgedacht, dass das der letzte Wunsch meines Mannes ist." Heute, wenige Wochen nach seinem Tod, schöpft sie Kraft aus den Erinnerungen an die letzte gemeinsame Reise. "Wünsche sind essentielle, schöpferische und belebende Aspekte unseres Lebens", davon ist der Sozialpsychologe Dr. Jens Förster überzeugt. Auch wenn sich diese nicht erfüllen, so spielen sie seiner Meinung nach doch eine entscheidende Rolle für die Menschen. Denn erst, wenn sie sich auf ihre Wünsche einlassen, wissen sie, wer sie wirklich sind.
(SWR)
Länge: ca. 90 min.