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Weihnachtszeit ist Lesezeit. Gert Scobel diskutiert mit den Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher über ausgewählte Neuerscheinungen. Ob es um die eigene Lektüre geht oder das passende Buch für den Gabentisch: ein Buch schenkt den Lesenden Gefühle von Romantik bis Spannung und im besten Falle auch Erkenntnisse. Doch wie solche Bücher finden? Das "Buchzeit"-Team hat vorsortiert. Und das sind die Weihnachtsbücher der "Buchzeit" 2020: Die amerikanische Schriftstellerin Sigrid Nunez hat 1976 gerade ihren Master gemacht, als sie die Gelegenheit erhält, für die damals schon sehr bekannte Susan Sontag in New York als Assistentin zu arbeiten. Darüber entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen ihr und Susan Sontags Sohn David. Zu dritt leben sie in der Penthouse-Wohnung der Intellektuellen-Ikone am Riverside Drive. Für Nunez eine ebenso prägende, anregende, wie auch fordernde Zeit. "Sempre Susan" heißt ihr sehr persönliches Erinnerungsbuch, das im Aufbau Verlag erschienen ist. Ralf Rothmann gehört zu den großen Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. "Hotel der Schlaflosen" ist der Titel eines Bandes mit Erzählungen von ihm, der gerade im Suhrkamp Verlag erschienen ist. "Fear is a man's best friend" lautet sein Motto. So geht es denn auch in diesen Erzählungen um Menschen in bedrohlichen Ausnahmesituationen, wie etwa Häftlinge oder Sterbende. Sie durchleben existenzielle Angst, aber immer schwingen in diesen Erzählungen Würde, Hoffnung und Schönheit mit. Die Britin Maggie O'Farrell hat mit "Judith und Hamnet" einen historischen Roman vorgelegt, der ein echter "Weihnachtsschmöker" ist. Während der junge Lateinlehrer Shakespeare in London Theaterkontakte knüpft, ist seine acht Jahre ältere Frau Agnes mit ihren Zwillingen in Stratford auf sich allein gestellt. Da bricht die Pest aus und Agnes steht vor der Tragödie ihres Lebens. Für diesen Roman, der allein aus der Perspektive von Agnes erzählt wird, wurde Maggie O'Farrell mit dem Womens Prize for Fiction ausgezeichnet. Erschienen bei Piper. Anfang der 1980er-Jahre besetzen einige junge Leute ein Haus in Berlin Kreuzberg. Ihre Parole: No Future. Es ist die Zeit von Revolten, Drogen, gesellschaftlichen Diskursen, Punk, sexuellen Experimenten und AIDS. "Aufprall", so lautet der Titel eines Romans, den das Autorenkollektiv Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland über jene Zeit jetzt bei Hanser veröffentlicht hat.
(3sat)
Länge: ca. 60 min.