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Kaum ein Tier wird so gefürchtet und gleichzeitig so verehrt wie der Wolf, Canis Lupus. Gefürchtet als gnadenloser Jäger, bewundert wegen seiner Intelligenz, seiner Stärke und geachtet wegen seiner Fürsorge bei der Aufzucht seiner Welpen. Viele Völker haben den Wolf als lebendes Symbol für Freiheit, Weisheit und Stärke verehrt. Als der Mensch sesshaft wurde und sich Haustiere zulegte, entstand durch den Wolf jedoch eine reale Gefahr. Im Mittelalter begann die systematische Ausrottung des Schaf- und Schweineräubers. In Deutschland wurde der letzte Wolf Mitte des 19. Jahrhunderts erlegt. Einzig in Märchen und Sagen lebte er weiter. Doch jetzt sind die Wölfe tatsächlich wieder da, als lebendige Tiere in Rudelstärke. Mittlerweile sind es vier Rudel, die sich in der Lausitz südöstlich von Berlin Reviere eingerichtet haben. Ungefähr vor zwölf Jahren sind Jägern und Biologen erstmals Spuren aufgefallen, die sie zunächst keinem der Tiere zuordnen konnten, die in dieser von Braunkohletagebau und Truppenübungsplätzen geprägten Region üblicherweise leben. Dem ersten Unglauben folgte bald auch die Angst vor dem neuen Nachbarn Wolf. Sind die Kinder in Gefahr? Stimmt das Märchen vom Rotkäppchen? Kaum ein Tier ist so von Mythen umrankt wie der Wolf. Die Urangst vor dem Wolf ist jedoch ausschließlich ein Produkt der Kulturgeschichte. Der Wolf stellt in Wirklichkeit keine Bedrohung für den Menschen dar. Er greift Menschen nicht an, ist eher scheu und zurückhaltend. Erste Unsicherheiten gehören inzwischen der Vergangenheit an, nur einige Jäger machen immer noch Front gegen den Rivalen im Revier. Andere Bewohner der Lausitz stehen wegen der Wölfe tatsächlich vor neuen Problemen: Wie schützt ein Schäfer seine Herde vor Wölfen? 2002 wurden in einer Nacht gleich 27 Schafe gerissen und auch heute gibt es immer wieder Verluste, trotz großer Hunde und Elektrozäune.
(One)