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Eine Schafswiese im Norden Deutschlands. Mitten drin: ein rostiges Auto-Wrack, ohne Motor ohne Inneinrichtung, achtlos auf die Seite gekippt. Neun Monate später wird das Auto niemand mehr wiedererkennen: Sechs Jugendliche, ein KFZ-Meister und eine Pädagogin haben dem Schrotthaufen neues Leben eingehaucht, aus den Resten von der Schafswiese einen historischen Rallyewagen gebaut: die Replika jenes Opel Ascona B, mit dem Werksfahrer Jochi Kleint 1979 Rallye-Europameister wurde. Der fertige Renn-Bolide soll verkauft werden. Was mit dem Geld passiert, entscheiden allein die Jugendlichen. Das Projekt heißt "Schrauben für die Zukunft" und ist eine Initiative der Autonomen Jugendwerkstätten in Hamburg, einem Bildungsträger für Jugendberufshilfe. Ihr Ziel: Jugendliche, die aufgrund ihrer Vorgeschichte keine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben, fit zu machen für den ersten Arbeitsmarkt. "Gut Schrauben können allein reicht da allerdings nicht. Die Jugendlichen müssen auch an ihren Umgangsformen arbeiten. Dafür haben wir uns eine Reihe von Zusatzaufgaben ausgedacht", erzählt Pädagogin Liv Sachisthal. So ist Mustafa, der von nichts anderem träumt als von Mercedes, Pressesprecher der Gruppe. Strukturiert arbeiten ist nicht so seine Sache. Er "free-styled" lieber. Maksym, der begeisterte Ringer, hat Probleme mit der deutschen Mentalität: "Hier geht es immer nur um Geld, Geld, Geld " Entsprechend soll er das Budget im Auge behalten. Mirko kommt fast jeden Tag zu spät, weil er es einfach "nicht gebacken bekommt", früher aufzustehen. Klar also, dass er immer unter Zeitdruck arbeiten soll. Die Idee für das Projekt hatte der motorsportbegeisterte KFZ-Meister Alexander Gawronski: "Damit die Jugendlichen Feuer fangen und sich mit Ehrgeiz in die Arbeit stürzen, muss man schon was ganz Besonderes bieten. Als die das Wrack auf der Wiese sahen, wurde ich sofort für bescheuert erklärt. Heute, neun Monate später, sagt das niemand mehr." Insgesamt gab es im Februar 2012 in Deutschland knapp 300 000 Arbeitslose im Alter von 15 bis 25 Jahren. Das sind über sechs Prozent in der Altersgruppe. "Das Problem sind aber nicht die fehlenden Lehrstellen, sondern der fehlende Wille der Betriebe, auch schwierigen Jugendlichen eine Chance zu geben und sich um sie zu kümmern. Der deutsche Facharbeitermangel ist hausgemacht", empört sich Gawronski. Und er weiß, wovon er redet: 50 Prozent der Jugendlichen, die zu ihm kommen, kann er dauerhaft in Lehrstellen vermitteln. Damit gehört die AJW-KFZ-Werkstatt zu den erfolgreichsten Bildungsträgern am Markt. Das ZDF zeigt die erste von insgesamt drei Folgen. Meister Gawronski und Pädagogin Liv Sachisthal stellen das Team zusammen. Außerdem holen die Jugendlichen das Auto, und sind natürlich nicht gerade begeistert von dem Haufen Schrott. Die ersten Arbeiten am Auto werden durchgeführt, und den ersten Meilenstein gibt es auch schon: Die Jugendlichen dürfen ihr Projekt auf der Hamburger Stadtparkrallye vorstellen, Deutschlands wohl bekanntester Oldtimer-Veranstaltung. Die ZDF-Doku-Soap zeigt in drei mal 30 Minuten ein Projekt, in dem Schulabbrecher über sich selbst hinauswachsen, in dem Rallyelegenden wie Jochi Kleint oder Walther Röhrl staunend vor einer Replika stehen, in dem es Höhen und Tiefen gibt, oft gelacht aber auch geweint wird - kurz: eine Geschichte wie sie nur das Leben schreibt.
(ZDF)