Maybrit Illner

Ausgerechnet Uli Hoeneß - der Präsident des FC Bayern und sein Schweizer "Spielgeld" beherrschen seit Tagen die Schlagzeilen. Weder ein historischer Sieg gegen den FC Barcelona im Champions-League-Halbfinale noch die Nachricht vom rekordverdächtigen Transfer des Dortmunder Ausnahme-Spielers Mario Götze können vom Skandal ablenken. Liegt es an der rekordverdächtigen Fallhöhe? Hoeneß, von seinem Freund Karl-Heinz Rummenigge als "Vater Teresa vom Tegernsee" und "Mutter aller Manager" geadelt, predigte Moral und zockte mit Schweizer Vermögen. Hoeneß wollte seine Schulden diskret bezahlen und habe auf das Deutsch-Schweizerische Steuerabkommen gehofft, sagt er. Weil das von der rot-grünen Bundesratsmehrheit verhindert wurde, zeigte er sich selbst an, samt einer Zahlung in Millionenhöhe und der Hoffnung, dass der Fall für ihn damit erledigt sei. Doch nach unbestätigten Medienberichten gibt es einen Haftbefehl, den er nur gegen eine wiederum millionenschwere Kaution außer Kraft setzen konnte. Und statt anonym zu bleiben, steht der Manager und Unternehmer seit Tagen am Pranger. Die Entdeckungsgefahr stieg in den letzten Monaten auch für Hoeneß, so wie für viele andere. Nach dem gescheiterten Steuerabkommen ist die pauschal-gnädige und anonymisierte Nachversteuerung erst mal vom Tisch. Der Streit darüber hält an: Der Staat verzichtet auf bis zu zehn Milliarden Euro Einnahmen, sagen Politiker der schwarz-gelben Regierung. Die Opposition hält dagegen: Es sei unerträglich, dass Steuerhinterzieher billig davon kommen und im Verborgenen bleiben. Und die Finanzpolitiker von SPD und Grünen handeln ihrerseits: Sie kauften und kaufen CDs, auf denen massenhaft Daten von Steuerbetrügern gespeichert sind. Einst sichere, diskrete Konten in der Schweiz sind nicht mehr sicher. Genau das zeigt nun Wirkung: Die Zahl der Selbstanzeigen, mit denen Steuersünder - wie offenbar auch Uli Hoeneß - den Fahndern zuvorkommen wollen, wächst in Lawinengeschwindigkeit, und die Finanzminister freuen sich bereits über Nachzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe. Die Offenlegung der Konten gegen Straffreiheit scheint für den Staat ein gutes Geschäft zu sein. Doch ist der Deal "Geld vor Gerechtigkeit" moralisch noch zu halten? Der Gesetzgeber hat die Regeln für Selbstanzeigen in den letzten Jahren verschärft. Auch darüber wird jetzt debattiert. Manche Politiker wollen die Straffreiheit ganz abschaffen. Droht Uli Hoeneß am Ende eine Haftstrafe? Muss der Staat reuigen Steuersündern die Möglichkeit zur Selbstanzeige lassen? Darf es eine anonyme Amnestie gegeben, wie sie mit dem Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz geplant war? Oder Ist der Ankauf der so genannten Steuer-CDs viel effizienter und gerechter? Wie kann man überhaupt Steuergerechtigkeit herstellen für Arm und Reich? "maybrit illner" mit dem Thema "Hoeneß und sein Bankgeheimnis - wer stoppt die Steuersünder?" am Donnerstag, den 25. April 2013 um 22.15 Uhr im ZDF.