Maybrit Illner

"Wir gegen uns" - am Samstagabend wird im Londoner Wembley-Stadium Fußballgeschichte geschrieben. Egal, wie das Spiel am Ende ausgeht: Deutschland gegen Deutschland, Borussia Dortmund gegen Bayern München, Currywurst gegen Leberkäs, Puma gegen ADIDAS. Oder kurz. ein deutsches Europapokalfinale! Die Ticketpreise schießen in astronomische Höhen, und das verbale Duell der Rivalen ist längst in vollem Gange: Der FCB mit Uli Hoeneß und seiner Selbstanzeige in Sachen Steuerhinterziehung in den Negativ-Schlagzeilen, der BVB von den Münchnern kalt erwischt durch den Transfer ihres Topspielers Mario Götze. Zwei lange Jahre demütigte Dortmund die Münchner. Der BVB holt 2011 und 2012 die Deutsche Meisterschaft. Im vergangenen Sommer dazu noch den DFB-Pokal. 2012 startet der Rekordmeister zum millionenschweren Gegenangriff. Für den Bayern-Trainer Jupp Heynckes könnte es sein letztes internationales Finale sein. Und für den reichsten Club der Liga und seine Fans steht fest: Der Stern des Südens setzt in diesem Jahr neue Fußballmaßstäbe - spielerisch wie ökonomisch. BVB-Trainer Jürgen Klopp hält klar dagegen: "Wir sind ein Verein, kein Unternehmen - ein sehr besonderer Verein, ein Arbeiterverein". Doch stimmt dieses Image noch? Die Champions League hält Borussia Dortmund finanziell auf Rekordkurs. Deutschlands einziger börsennotierter Fußballclub schraubte den Umsatz in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres um 39,8 Millionen auf 179,8 Millionen Euro. Auch der Gewinn des Revierclubs stieg auf 16,3 Millionen Euro. Beide Finalisten sind "pumperl" gesund - vielleicht auch ein Grund dafür, dass sie in Wembley spielen werden und nicht Real Madrid oder der FC Barcelona? Blickt man in die europäischen Ligen, dann sieht die Welt dort lange nicht so rosig aus. Schulden allerorten. Lässt sich also wirtschaftliche Vernunft doch mit sportlichem Erfolg verbinden? Hat Deutschland damit längst gewonnen? Und bleibt der ungeliebte Streber in Europa? Steht dem WM-Titel 2014 in Brasilien nichts mehr im Wege?