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Abu Mena war der größte christliche Pilgerort in Ägypten. Das "Lourdes" des christlichen Altertums", so wird es von den Wissenschaftlern genannt, entstand im fünften Jahrhundert. Der heilige Menas war ein römischer Legionär, der unter dem römischen Kaiser Diokletian als christlicher Märtyrer starb. Der Legende nach wurde er in der Wüste Ägyptens nahe Alexandria begraben. An seinem Grabe entwickelte sich ein Pilgerzentrum, das bis zum Beginn des siebten Jahrhunderts ausgebaut wurde. Wunderberichte aus Abu Mena sind in den verschiedensten Sprachen erhalten. Der heilige Menas verteidigt die Keuschheit von überfallenen Pilgerinnen, sogar Tote soll er zum Leben erweckt haben. Die Pilger kamen aus allen christlichen Ländern in die "Menastadt" und brachten Ampullen mit heilendem Öl bis nach Deutschland. Mit dem Siegeszug des Islams geriet die Stadt im elften Jahrhundert in Vergessenheit. Eintausend Jahre war die Stadt im Wüstensand vergraben. Erst 1905 fand der Frankfurter Archäologe Kaufmann den Ort und grub in den nächsten Jahrzehnten aus. Eine Arbeit, die bis zum heutigen Tag andauert. Natürlich haben die Ausgräber gewechselt. Doch noch immer sind es Deutsche, die im Wüstensand von Abu Mena graben. Für ägyptische Christen, die Kopten, ist Abu Mena seit der deutschen Ausgrabung wieder der wichtigste christliche Wallfahrtsort. Doch wie lange diese ehemalige Pilgerstadt für die Wallfahrer offen bleibt, ist ungewiss. Heute ist Abu Mena ein Kulturerbe, das inmitten von kleinen Seen liegt, bedeckt von grünen Pflanzen, die im Boden mehr als genug Wasser finden. Die ehemalige Wüstenlandschaft ist heute von Kanälen durchzogen. Der Nil wird von der ägyptischen Regierung kanalisiert. Das Wasser soll Arbeitsplätze und Wohlstand für die Region bringen. Doch es überschwemmt Abu Mena. Die Mauern versalzen durch das ansteigende Grundwasser. Die unterirdischen Bauten, die einst von den Archäologen freigelegt, wurden wieder zugeschüttet. Es herrscht Einsturzgefahr. Das UNESCO-Denkmal Abu Mena steht auf der roten Liste. Es ist nur durch ein Ende der Nil-Kanalisierung zu retten.
(SWR)
Länge: ca. 15 min.