Folgeninhalt
Kein Land, in dem Milch und Honig fließen: Die Westpfalz kennt nicht die Üppigkeit der Vorderpfalz, kennt nicht die Fülle von Wein und Früchten. Der Westrich - wie diese Region noch genannt wird - ist aber auch nicht der arme Bruder der berühmten Rheinpfalz. Er ist ein uraltes Kulturland voller Kontraste und mit reicher Geschichte. Das Landstuhler Bruch teilt die Westpfalz in der Mitte. Das ehemalige Moor ist längst trockengelegt, der Torf gestochen. Heute wird es hauptsächlich von den Amerikanern genutzt, die in Ramstein den größten Luftwaffenstützpunkt Europas betreiben. Die nahe gelegene Stadt Landstuhl ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Franz von Sickingen, der letzte Ritter. Er ist Anfang des 16. Jahrhunderts eine Art deutscher Condottiere, der den alten Ritteridealen anhängt. Er begeistert sich für die Reformation. Seine Burgen Nanstein, unweit von Landstuhl, und Ebernburg werden für wenige Jahre Zentren der Reformation in Deutschland. Wegen des dürftigen Lebens auf der kargen Scholle war der Westrich in der Vergangenheit ein klassisches Auswandererland. Ohne Hoffnung auf Zukunft kehrten im 19. Jahrhundert rund 7.000 Menschen pro Jahr der Westpfalz den Rücken. Die Daheimgebliebenen versuchten sich mit Webereien ein Einkommen zu schaffen, andere suchten ihr Glück im Musizieren. Westpfälzer Musiker schwärmten aus in die ganze Welt. Sie spielten in Tanzhallen, Cafés, auf Promenaden und Ozeandampfern, aber auch in den großen Symphonieorchestern der Welt. Einige wurden berühmte Solisten und Komponisten - wie Fritz Wunderlich. In seiner Heimatstadt Kusel erinnert man sich noch heute an den großen Tenor, der so jung starb. Hier die kahle Hochebene der Sickinger Höhe, da das liebliche Wallalbtal mit seinen Mühlen: Die Westpfalz ist eine herbe Schönheit, geprägt von Gegensätzen. Hier gibt es keine Sehenswürdigkeiten, die im Reiseführer stehen. Dieses Land muss man von innen entdecken.
(SWR)
Film von Utz Kastenholz
Länge: ca. 45 min.