Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten
477

Nachtcafé

D, 1987–

Nachtcafé
SWR/Tom Oettle/Baschi Bender
Serienticker
  • Platz 312477 Fans
  • Serienwertung5 143504.75von 12 Stimmeneigene: –
716

Leben mit Behinderung - immer noch Barrieren?

Folgeninhalt
Etwa 7,5 Millionen schwerbehinderte Menschen leben unter uns in Deutschland, fast jeder zehnte ist körperlich oder geistig schwer beeinträchtigt. Der Alltag bedeutet für sie und ihre Angehörigen eine enorme Herausforderung, auch wenn die Politik sich um Inklusion, um Gleichstellung bemüht. Doch wie selbst-verständlich ist heute wirklich das Miteinander mit Behinderten? Ob im Kindergarten, am Arbeitsplatz oder schlichtweg bei der Partnersuche - von einer Teilhabe am Leben sind wir offenbar noch meilenweit entfernt. Da die Schule als Schlüsselbereich gilt, in dem die Gesellschaft frühzeitig zusammen-geführt wird, bekommt diese besondere Aufmerksamkeit. Doch ist der Plan, dass Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam lernen, realisierbar, sodass es für alle ein Gewinn ist? Wie weit sind die gesellschaftlichen Strukturen nach jahrzehnterlanger und intensiver Förderung gewachsen, dass sich behinderte Menschen tatsächlich integriert fühlen? Welche Lebensbereiche bleiben ihnen noch verwehrt? "Zauberwesen" nennt Schauspielerin Leslie Malton liebevoll ihre elf Monate jüngere Schwester Marion, die im zweiten Lebensjahr am "Rett-Syndrom" erkrankte. "Marion kann nicht sprechen, ich musste sie füttern und waschen - und habe meinen eigenen mimischen Zugang zu ihr erlernt", sagt Malton und bekennt: "Schauspielerin wurde ich wegen Marion - sie war mein Weg zur darstellenden Kunst". Raul Krauthausen, der aufgrund seiner Glasknochen im Rollstuhl sitzt, kennt aus eigener Erfahrung die Barrieren, die den Behinderten noch immer im Weg stehen. "In den letzten Jahrzehnten hat sich zwar vieles verbessert, aber es gibt noch viele unnötige Hindernisse", sagt der Autor und bundesweit wohl bekannteste Behinderten-Aktivist. Vor allem wünscht sich der Berliner endlich auch ein entspannteres Miteinander von Nicht-Behinderten und Behinderten. Großen Nachholbedarf beim Thema gesellschaftliche Teilhabe sieht auch Kirsten Jakob. Ihr 15-jähriger Sohn Hans hat das Down-Syndrom, und nur der hohe Einsatz seiner Mutter ebnete ihm den Weg von der Sonderschule an eine Regelschule. "Hans hat hier schneller Schreiben und Lesen gelernt - und auch seine nicht behinderten Mitschüler können von ihm lernen." Kinder wie Hans möchte Bernd Saur in seinem Klassenzimmer nicht unterrichten. Der Gymnasiallehrer und Vorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg befürchtet eine Beeinträchtigung des Unterrichts und ist strikt gegen schulische Inklusion. Saur befürchtet auch für die behinderten Schüler Nachteile - und fragt sich: "Missbrauchen wir diese Kinder nicht sogar, nur um unser Gutmenschentum zu kultivieren?" Diese harsche Kritik an der schulischen Inklusion weist Baden-Württembergs Kultusminister Andreas Stoch zurück. "Die Angst davor ist größer als die tatsächlichen Schwierigkeiten", sagt Stoch. Sein Ministerium hat unlängst einen Gesetzentwurf zur Umsetzung der schulischen Inklusion vorgelegt. Demnach sollen Eltern von behinderten Kindern künftig frei zwischen einer Sonderschule oder einer Regelschule wählen können. Christa Schwarz, ebenfalls Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom, sieht ihre Tochter Britta auf einer Sonderschule besser aufgehoben. "Mein Kind ist geistig behindert und kann nicht im normalen Tempo lernen. Auf einer Regelschule würde sie in jedem Fall ausgegrenzt", sagt die Innenarchitektin. Im geschützten Raum der Sonderschule müsse sie keine Angst, etwa vor Mobbing, haben. Kirsten Bruhn kennt beide Leben - als Nichtbehinderte und seit einem Motorradunfall vor 24 Jahren als Gelähmte. Jahrelang konnte sie ihr Handicap kaum annehmen, erst der Schwimmsport gab ihr neuen Lebensmut. Bei den Paralympics und anderen internationalen Wettkämpfen gewann sie insgesamt 34 Medaillen und stellte zahlreiche Weltrekorde auf. Und dennoch hadert sie immer wieder: "Mein Leben im Rollstuhl ist so schwerfällig, nichts geht spontan." Abhängigkeit von anderen Menschen ist auch Antje Claaßen-Fischer gewohnt - sie leidet seit ihrer Geburt an erblich bedingtem Muskelschwund und ist heute auf eine 24-Stunden-Pflege angewiesen. Immer an ihrer Seite ist ihr Mann Rüdiger Fischer, den sie über das Internet kennengelernt hat und 2010 heiratete. Doch das Liebesglück ist nicht ungetrübt. "Dank der Gesetzeslage wird man arm, wenn man eine Schwerbehinderte heiratet", sagt Rüdiger Fischer. Solche Fälle finanzieller Not durch Behinderung kennt Prof. Dr. Elisabeth Wacker zuhauf. "Doch es besteht Hoffnung, dass die Politik demnächst ein neues Teilhabegesetz umsetzt und somit viele Ungerechtigkeiten beseitigt", sagt die Soziologin von der TU München. Generell gelte es, weitere Barrieren abzubauen und ein faires Miteinander auf Augenhöhe zu schaffen.
(SWR)
ursprünglich für den 13.03.2015 angekündigt
Wo läuft diese Folge?
Episodenkommentare
Erstausstrahlungen
Deutsche TV-Premiere: Fr, 06.03.2015, SWR Fernsehen
Letzte TV-Termine