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Kamerun in einem Zug: "Afrika en miniature" wird Kamerun gerne aufgrund seiner vielfältigen Kulturen genannt. Besonders abenteuerlich ist die Entdeckung dieses zentralafrikanischen Landes mit der Eisenbahn. Gebaut wurde sie während deutscher Kolonialzeit und später unter französischem Mandat. Noch heute gehen manche Kameruner zum "Banop", zum Bahnhof. Die Reise auf der sogenannten Mittellandbahn führt vom Wirtschaftszentrum Douala, unweit des Atlantiks, hinauf nach Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns. Die Eisenbahn ist der ideale Ort, die Menschen und die Kultur des Landes zu entdecken. Mit etwas Glück kommt man in den Genuss von Makossa, einem typisch kamerunischen Musikstil, der einst durch die Bahn verbreitet wurde. Das wohl beeindruckendste Überbleibsel deutscher Kolonialgeschichte in Kamerun ist die Brücke von Edéa. Sie wird zwar von der Eisenbahn nicht mehr genutzt, zur Zeit ihrer Inbetriebnahme aber war sie mit einer Spannweite von 160 Metern die längste Stahlbogenbrücke Afrikas. Heute dient sie als "Kulturbrücke" und ist ein Symbol der Beziehungen zwischen Kamerun und Deutschland. Die stählerne Schlange Eritreas: Eritrea, das kleine Land in Ostafrika, bietet Touristen eine sensationelle Eisenbahnstrecke - eine der schönsten der Welt. Sie verbindet die am Roten Meer gelegene Hafenstadt Massawa mit der Hauptstadt Asmara, der höchsten Afrikas, knapp 2.400 Metern über dem Meer. Zur italienischen Kolonialzeit sollte Asmara zur schönsten Stadt Afrikas umgebaut werden - natürlich mit Bahnanschluss. Die 30er-Jahre gelten als Blütezeit der Stadt und der Eisenbahn. Bis zu 38 Züge waren täglich zwischen dem Meer und Asmara unterwegs. Und noch heute findet man überall Zeugen dieser einstigen Glanzzeit.1941 besiegten die Engländer Italien. Eritrea kam unter britische Verwaltung. Anfang der 60er-Jahre wurde Eritrea von Äthiopien einverleibt, daraufhin begann der längste Bürgerkrieg in der jüngeren afrikanischen Geschichte. Mitte der 70er-Jahre fuhr der letzte Zug. Die Schmalspurbahn war einst Symbol Eritreas Stärke gewesen. Nun wurden Gleise und Schwellen herausgerissen - sie eigneten sich hervorragend zum Bau von Unterständen. Nach 30 Jahren Bürgerkrieg wurde 1993 der Staat Eritrea ausgerufen. Eisenbahnveteranen begannen die alte Strecke wieder aufzubauen. Seit 2002 ist sie nun befahrbar. Regulären Zugbetrieb gibt es nicht. Einzig Touristenzüge können gechartert werden und dampfen ab und zu hinauf ins abessinische Hochland.
(SWR)