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Miguel de Cervantes verhalf der Mancha zu literarischem Weltruhm. Die Landschaft Neukastiliens südlich von Toledo ist nicht eben reizvoll, aber die karge Meseta mit ihren Burgen aus der Zeit der "reconquista", mit ihren Dörfern und Städtchen aus blankem Haustein und den riesigen Windmühlen war Schauplatz der Handlung des Ritters von der traurigen Gestalt. Viele Quijote-Orte sind gut erhalten, manche sogar restauriert: In der Schenke von Puerto Lápice wurde Don Quijote nach gehöriger Rauferei zum Ritter geschlagen, die einstmals 34 "kühnen Recken" auf dem Berg über Campo de Criptina, die er heldenhaft zu bekämpfen sich anschickte, sind nur noch zehn und stehen unter Denkmalschutz. Dem verliebten Rittersmann geriet das Herz in El Toboso in Wallung. Dort prallte er gegen den Kirchturm, der "wie eine Festung gen Himmel ragte" und hielt ihn für das Schloß seiner hehren Dulcinea. Im Wald von Belmonte focht er mit seinem Spiegelbild. In Argamasilla del Alba hat Cervantes im Gefängnis gesessen und mit der Niederschrift seines weltberühmten Werks begonnen. Im Zentrum der Handlung steht Don Quijote, ein über fünfzig Jahre alter kleiner Adeliger, ein sogenannter "hidalgo", der jede Minute seiner reichlichen Freizeit damit verbringt, die damals sehr beliebten Ritterromane zu verschlingen. Er ist in seiner Phantasie dermaßen auf die Vergangenheit, auf die Gestalten der Romane, auf die ritterlichen Sitten und Bräuche fixiert, daß er zwischen Literatur und äußerer Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden kann. Wenn man so will, ist "Don Quijote" der erste medienkritische Roman der Weltliteratur. Die Orte, die dem fiktiven Romangeschehen des Don Quijote zugeordnet werden können, stehen im Zentrum des Films, zu ihnen kehrt er immer wieder zurück. Er wird sich allerdings nicht auf die literarische Darstellung beschränken. Denn da ist Cuenca mit seinen "hängenden Häusern" über den Abgründen, die der Río Heucar ins Kalkplateau geschnitten hat und von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde; da ist Almagro mit seinem herrlichen, mit Kolonnaden gesäumten Hauptplatz und dem Theater aus der Zeit von Cervantes; da sind die ausgedehnten Hügellandschaften der Mancha, in denen mehr Wein angebaut wird, als irgendwo sonst in Spanien; und da ist natürlich Toledo hoch oben auf einem Sporn des Río Tajo, die ehemalige Hauptstadt des Landes, Weltkulturerbe und "Stadt der drei Kulturen", in der Mauren, Juden und Christen gleichermaßen ihre Spuren hinterlassen haben.
(ARD-alpha)