30. April 1945: Berlin und das "Dritte Reich" fallen, die Russen sind auf dem Vormarsch. Dessen ungeachtet feiert die Führungsriege um und mit Adolf Hitler im Führerbunker ausgelassen Weihnachten. Man begeht Inzest, schmiedet Intrigen und gibt sich ganz dem Wahnsinn hin, als würden die Geschehnisse draußen niemanden etwas angehen. Als das unabwendbare Ende immer näher rückt, begeht Hitler Selbstmord. Die übrigen Anwesenden sind fassungs- und für kurze Zeit auch führerlos. Bis Eva Braun sich selbst zum neuen Führer ernennt und Magda Goebbels heiratet. Als diese sich ebenfalls das Leben nimmt, flieht die Führerin zusammen mit Hermann Göring in einem Schlauchboot über die Spree. "100 Jahre Adolf Hitler - Die letzten Stunden im Führerbunker" bildet den Auftakt zu Christoph Schlingensiefs Deutschland-Trilogie. Schlingensief begibt sich bewusst zwischen alle Stühle. Er geht Adolf Hitler mit ästhetischen Mitteln frontal und offensiv an: respektlos, ohne Rücksicht auf historische Genauigkeit und meilenweit entfernt von didaktisch-küchenpsychologischen Auf- und Erklärungsversuchen. Schlingensief reißt Hitler erst aus dem Kontext und dann vor den Augen der Zuschauer in Stücke. Bis nur noch ein Häuflein totes Fleisch in NS-Uniform in einer dunklen Ecke des Führerbunkers liegt und Eva Braun im Moment des Untergangs die Macht an sich reißt. "100 Jahre Adolf Hitler - Die letzten Stunden im Führerbunker" ist ein subversiver Underground-Film, der sich von einschlägigen Fernseh- und Kinoproduktionen der letzten Jahre distanziert und beispielhaft für Schlingensiefs Arbeitsweise ist.
(ZDF)
Länge: ca. 60 min.
Deutsche TV-Premiere: 28.04.1991 (West 3)
Cast & Crew
- Regie: Christoph Schlingensief
- Drehbuch: Christoph Schlingensief
- Produktion: Ruth Bamberg, Christian Fürst, Christoph Schlingensief
- Musik: Tom Dokoupil
- Kamera: Voxi Bärenklau
- Schnitt: Thekla von Mülheim
- Regieassistenz: Uli Hanisch, Ariane Traub