Die französische Autorin Laura (Catherine Belkhodja) übernimmt von ihrem Geliebten die Aufgabe, ein kompliziertes Computerspiel fertig zu stellen. Ziel des Spiels ist es, die Ereignisse um die Schlacht von Okinawa, die letzte des Zweiten Weltkriegs, die letzte vor dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, präzise zu rekonstruieren. Laura, deren Name einem Filmklassiker von Otto Preminger entliehen ist, stößt sofort auf Schwierigkeiten. Nicht nur, weil das Computerprogramm immer wieder mysteriöse Fehlermeldungen ausgibt. Auch das historische Material scheint sich dem Zugriff zu sperren, sodass die junge Frau sich genötigt fühlt, das "Montage-Genie" Chris als Berater heran zu ziehen - eine Figur, mit der sich der Regisseur aus dem Off in den Film einschaltet. Lauras Recherche im Optional World Link (OWL), einem fiktiven Äquivalent zum World Wide Web, fördert Augenzeugenberichte, Kommentare prominenter Zeitgenossen und historisches Filmmaterial zu Tage - eine Fülle von Belegen, die allerdings nicht viel mehr ergeben als die vagen Umrisse einer "Schlachtbeschreibung". Die Insel Okinawa, deren Bevölkerung als außergewöhnlich friedfertig galt, wurde vom japanischen Militär im Angesicht der drohenden Niederlage sinnlos geopfert. Im Verlaufe der Kämpfe starben nicht nur rund 110.000 japanische und 12.000 amerikanische Soldaten, sondern auch 150.000 Zivilpersonen, die sich zum großen Teil auf Anweisung des Regimes in Tokio selbst umbrachten. Geschichten, wie die der Frauen-Selbstmorde von Saipan oder die von Kinjo, dem Jungen, der seine Familie tötete, lösen bei Laura einen assoziativen Strom von Reflexionen aus, in dem die Erinnerung an persönliches Leid und die Beschwörung katastrophaler gesellschaftlicher Fehlentwicklungen zusammenfließen. Bis das Gedächtnis selbst zum Thema eines Spiels geworden ist, das seine Vorgabe, die Herstellung absoluter Faktizität, unterläuft. Die Widersprüchlichkeit der Zeugnisse, die Zweifelhaftigkeit sogar der fotografischen Belege und die Subjektivität des Betrachterstandpunkts machen "Level 5", die Stufe der Vollkommenheit, schlechterdings unerreichbar.
(ARD)
Länge: ca. 104 min.
Cast & Crew
- Regie: Chris Marker
- Drehbuch: Chris Marker