Wie selbstverständlich steht der Stephansdom heute vor uns als eines der großen Wiener Wahrzeichen. Doch wie leicht hätte es anders kommen können? Der Wiederaufbau nach der Zerstörung im April 1945 war nämlich keineswegs eine ausgemachte Sache, wie sich bei näherem Hinsehen zeigt. Die gotische Statik war durch das Fehlen des abgebrannten Dachstuhls schwer aus dem Gleichgewicht. Ein halbes Jahr lang kämpfte der Bautrupp gegen den fortschreitenden Einsturz des Domes. Die beschädigten Innenpfeiler hielten dem Druck kaum mehr Stand. Und der Bauschutt im Kirchenschiff drohte in die Katakomben durchzubrechen. Beides hätte den Dom irreparabel beschädigen können. Außerdem hielt man es zunächst für ungebührlich, angesichts der vielen ausgebombten Wohnhäuser ausgerechnet eine Kirche neu aufzubauen. Und zuletzt ging dem Dom das Geld aus. Wieviel hätte gefehlt, und der Stephansdom hätte nicht wiederaufgebaut werden können? Wäre der Dom so geendet wie die Dresdner Frauenkirche, die ein halbes Jahrhundert lang als Ruine ein Mahnmal gegen den Krieg bildete? Dombaumeister Wolfgang Zehetner will es wissen und geht der Sache nach. Mit ihm gemeinsam zeigen die beiden Regisseure Manfred Corrine und Wolfgang Niedermair in der neuen ORF-III-Dokumentation, wie verschlungen der Weg zum neu errichteten Stephansdom wirklich war.
(ORF)
Länge: ca. 50 min.