Auf der Couch in Tunis

Warum die Psychologin Selma Derwich (Golshifteh Farahani) plötzlich diese Sehnsucht nach ihrem Heimatland verspürt, bleibt vielen ein Rätsel. Im Alter von zehn Jahren ist sie mit ihrer Familie von Tunesien nach Frankreich ausgewandert. Ihr Studium in Paris hat sie mit Bravour abgeschlossen. Doch nun will Selma eine Praxis als Psychoanalytikerin in Tunis eröffnen. Vielleicht ist sie neugierig geworden auf die Situation in ihrer Heimat, nach dem Arabischen Frühling, der in Tunesien zur Revolution und zu politischen Umwälzungen führte. Aber das Misstrauen ist groß gegenüber der alleinstehenden modernen Großstadtfrau ohne Kopftuch, die ständig Zigarette raucht. Langsam schafft sich Selma ein Stamm-Klientel: Ein Bäcker mit erotischen Fantasien, Selmas Tante mit ihren Eheproblemen, die rebellische Nichte Olfa, auch ein liberaler Imam gehört dazu. Sie alle fühlen sich gefangen in den Konventionen der tunesischen Gesellschaft. Schon bald stehen die redewilligen Frauen und Männer vor ihrer Praxis Schlange. Selma begreift, dass ihr eine Menge Arbeit bevorsteht. Bei "Auf der Couch in Tunis" handelt es sich um das Debüt der in Paris geborenen Filmemacherin Manele Labidi, die selbst tunesischer Abstammung ist. Die humorvolle Komödie über die Suche nach Identität und den eigenen Wurzeln beginnt wie ein Zusammenstoß der Kulturen, bevor die Rückkehrerin schließlich in der neuen, fremden Welt akzeptiert wird. Die Protagonistin Selma Derwich, dargestellt von der auch international bekannten Iranerin Golshifteh Farahani ("Tyler Rake: Extraction"), macht dabei einen Reifeprozess durch, der sie für immer verändert. Gedreht wurde in Tunis und in der naheliegenden Hafenstadt Radès.