Weiterer Titel: Bin-Jip - Leere Häuser
Originalpremiere: 2004
11.08.2005
FSK 12
Der junge Koreaner Tae-suk (Hee Jae) streift mit seinem Motorrad durch die Stadt und nistet sich heimlich in Häusern und Wohnungen ein, deren Bewohner verreist sind. Er stiehlt nichts und beschädigt nichts - im Gegenteil: Wie ein guter Geist repariert Tae-suk defekte Haushaltsgeräte und erledigt die Wäsche. Dann, nach einiger Zeit, verschwindet er wieder. Als er eines Tages in eine luxuriöse Villa einbricht, begegnet ihm völlig unerwartet die junge Ehefrau des Hausherrn: Sun-hwa (Seung-yeon Lee) ist eine schöne und sensible junge Frau, die unter den Misshandlungen ihres tyrannischen Mannes (Hyuk-ho Kwon) leidet. Zunächst flüchtet Tae-suk. Doch er kann die melancholische Sun-hwa nicht vergessen. Also kehrt er in das Haus zurück, wo er beobachtet, wie Sun-hwas Ehemann sie zum Sex zwingen will. Tae-suk schreitet ein und hält den aggressiven Mann mit Hilfe eines Golfschlägers, dem titelgebendem "Eisen 3" ("Bin-Jip"), in Schach. Gemeinsam mit Sun-hwa flüchtet er und nimmt sie fortan mit auf seine Streifzüge durch die leer stehenden Wohnungen der Stadt. Eine Weile funktioniert dieses romantische Spiel, selbst als die beiden in einem der Apartments die Leiche eines alten Mannes entdecken, bringt sie das zunächst nicht in Schwierigkeiten. Sie bestatten den Verstorbenen nach einem traditionellen Ritus und leben danach in seiner Wohnung. Doch kurz darauf zerbricht das Leben in der geliehenen Welt. Tae-suk wird als vermeintlicher Mörder verhaftet, Sun-hwa muss zu ihrem Mann zurückkehren. So leicht geben die Liebenden jedoch nicht auf - in spielerischer Manier gelingt es Tae-suk, die Gefängnismauern hinter sich zu lassen. Der koreanische Regisseur Ki-duk Kim ("Seom - Die Insel", "Frühling, Sommer, Herbst, Winter_und Frühling") gehört zu den wichtigsten Filmemachern des internationalen Arthouse-Kinos. Von Berlin bis Venedig wurden seine Filme mit Festivalpreisen ausgezeichnet - so auch das märchenhafte Liebesdrama "Bin-Jip - Der Schattenmann", für das Kim bei den Filmfestspielen in Venedig 2004 den Silbernen Löwen als Bester Regisseur erhielt. Mit "Bin-Jip" ist ihm ein betörend poetischer Film um Schein und Sein, um Traum und Realität gelungen. Meisterhafte erzählt er hier die Geschichte einer Liebe "gegen jede Chance". Dabei gelingt es ihm und seinen exzellenten Protagonisten, die Gefühle der Hauptfiguren allein durch Blicke und Gesten spürbar zu machen - und gerade diese erzählerische und darstellerische Zurückhaltung machen "Bin-Jip - Der Schattenmann" zu einem großen Filmpoem.
(ARD)