Otto Preminger, am 5. Dezember 1906 in Wien geboren, arbeitete dort als Schauspieler und Assistent des Theatergenies Max Reinhardt, bevor er selbst Regie führte und eine Bühne leitete. In seine österreichische Zeit fiel mit "Die große Liebe" auch seine erste Kinoregie. 1935 emigrierte er in die USA, heuerte bei "Twentieth Century Fox" an und inszenierte zwei Filme, bevor er nach einer Auseinandersetzung mit dem Studioboss seinen Job verlor und zurück zum Theater ging. Ab 1943 drehte er erneut Filme, ab 1944 produzierte er sie auch, so u.a. sein meisterhaftes kriminalistisches Kammerspiel "Laura" (1944). 1953 machte er sich als Produzent und Regisseur endgültig selbstständig. Sein letzter Film war 1979 "Der menschliche Faktor" nach Graham Greene. Dazwischen lagen Kinohighlights wie "Wolken sind überall", "Carmen Jones", "Der Mann mit dem goldenen Arm", "Bonjour Tristesse", "Anatomie eines Mordes", "Engelsgesicht", "Lady Windermeres Fächer", "Fluss ohne Wiederkehr", "Exodus", "Der Kardinal" oder "Bunny Lake ist verschwunden". Mit seinen Filmen bereicherte er etliche Genres und sorgte immer wieder für Anstöße - als Erneuerer und Provokateur, der auch tabuisierte Themen nicht scheute. So brachte er in "Der Mann mit dem goldenen Arm" (1955) das ausgesparte Thema der Rauschgiftsucht überaus realistisch auf die Leinwand, machte in "Anatomie eines Mordes" (1959) das Verbrechen der Vergewaltigung zum Thema, besetzte die Hauptrollen in seinem Musical "Carmen Jones" (1954) mit schwarzen Schauspielern und ließ den von McCarthy verfemten Autor Dalton Trumbo in "Exodus" offiziell arbeiten. Am 23. April 1986, starb der Streitbare 79-jährig an Krebs - nach knapp 40 Inszenierungen in 49 und 27 Produktionen in 35 Jahren.
(BR Fernsehen)
Preminger machte durch diesen Film zwei Namen populär: Den von Jean Seberg, die er beim Casting für seinen vorherigen Film, "Saint Joan", unter 18.000 Bewerberinnen entdeckt hatte. Und den von Françoise Sagan, die durch die Verfilmung ihres ersten Romans über Nacht zur Bestsellerautorin wurde. Preminger hielt sich weitgehend an die literarische Vorlage, variierte sie aber durch die Einführung einer schwarz-weiß gefassten Rahmengeschichte, die alles im Lichte einer retrospektiven Schuldaufarbeitung erscheinen lässt: Annes Selbstmord, den Raymond und Cécile zu einem Unfall schönreden, überschattet die gesamte Handlung. Die einst satten Technicolor-Farben, in denen die Ereignisse des Sommers gehalten sind, sind mittlerweile verblasst. Ein interessanter Effekt, lassen sie doch das Sommeridyll so kalt und leblos wirken, wie es für Cécile rückblickend erscheint.
(3sat)
Länge: ca. 90 min.
FSK 18
Cast & Crew
- Regie: Otto Preminger
- Drehbuch: Arthur Laurents
- Produktion: Otto Preminger, Erica Masters, Philippe Senné, Wheel Productions
- Musik: Georges Auric
- Kamera: Georges Périnal, Ray Simm
- Schnitt: Helga Cranston
- Regieassistenz: Serge Friedman, Adrian Pryce-Jones