Der kleine Mann mit Schnurrbart, Melone und Stöckchen ist weltbekannt. Aber wer ist der Mensch hinter dieser Figur? Diese Frage stellt sich der Choreograf Mario Schröder in seinem Ballett "Chaplin", das er in Leipzig in einer überarbeiteten Neufassung vorstellt. Der plötzliche Ruhm macht Chaplin zu einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, deren Stimme gehört wird. Der Clown wird politisch. Chaplin mischt sich ein und führt sein Alter Ego, den Tramp, in die Krisenherde der Gesellschaft, in die Fabriken, zu Streiks und Demonstrationen, schließlich in den Faschismus: Der Clown fordert den großen Diktator heraus - und lässt ihn zu einem lächerlichen Zwerg schrumpfen. Aber Chaplins Engagement macht ihn dem konservativen Amerika verdächtig, er wird zum Opfer der Kommunistenjagd und schließlich aus dem Land getrieben. Der virtuos choreografierte Bilderbogen beschreibt diese Stationen von Chaplins Leben immer mit Bezug zu seinem künstlerischen Schaffen und zeigt, dass hinter der Figur des lustigen Tramps ein Künstler steht, der seine Zeit empfindsam und hellwach beobachtet. Chaplins Mitgefühl und sein Sinn für Gerechtigkeit in einer ungerechten Welt machen seinen Tramp zu einem Vorbild des Humanismus. "Chaplin" setzt Leben und Karriere des Jahrhunderttalents Charlie Chaplin in bewegte Bilder um. Der Ballettfilm unter der Regie der spanisch-französischen Regisseurin Sonia Paramo erweckt das Werk des Multitalents Chaplin, der auch die Musik zu seinen Filmen komponierte und interpretierte, emotional und ästhetisch zum Leben. Tanz und Film gehen hier eine künstlerische Symbiose ein.
(MDR)
Länge: ca. 99 min.
Deutsche TV-Premiere: 13.04.2014 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Sonia Páramo
- Musik: Matthias Foremny
- Szenenbild: Paul Zoller
- Choreographie: Mario Schröder