Jenny Davin wartet darauf, ihre Karriere als Ärztin in einer Privatklinik starten zu können. In der Zwischenzeit arbeitet sie als Vertretung in einer Hausarztpraxis in einem sozial prekären Viertel der Stadt Seraing in Belgien. Eines Abends, die Praxis ist schon längst geschlossen, klingelt es an der Praxistür. Jenny ist gerade in einem intensiven Gespräch mit ihrem Praktikanten. Sie untersagt ihm, die Tür zu öffnen - man müsse Grenzen setzen können. Außerdem hätte die Person erneut geklingelt, wenn es sich wirklich um einen Notfall handeln würde. Am Tag darauf wird in der Nähe der Praxis eine Tote gefunden. Die junge Frau ist an einer Kopfverletzung gestorben. Verletzungen an ihren Handgelenken weisen darauf hin, dass sie sich gewehrt hat. Ein Mord ist nicht auszuschließen. Die Aufzeichnungen der Überwachungskamera zeigen, dass es sich bei dem Opfer um jene Person handelt, die am Vorabend an der Praxistür geklingelt hat. Das Mädchen hatte keine Ausweispapiere bei sich und eine Identifizierung ist nicht möglich. Jenny fühlt sich für ihren Tod mitverantwortlich: Hätte sie die Tür geöffnet, wäre das Mädchen vielleicht noch am Leben. Jenny beginnt eigenständig nachzuforschen, denn sie will die Identität des Opfers herausfinden. An der Reaktion des jungen Bryan merkt sie, dass er etwas weiß, doch er weigert sich, darüber zu sprechen. Sie setzt jedoch ihre Nachforschungen fort, in deren Verlauf sie ihr Weltbild überprüft.Das Sozialdrama setzt sich mit den Themen Schuld und Verantwortung auseinander. Außerdem vereint der Film den für die Dardenne-Brüder typischen Sozialrealismus mit einer thrillerartigen Handlung.
(arte)
Die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne kann man ohne Zweifel zu den Meisterregisseuren des zeitgenössischen Kinos zählen. Mit "Rosetta" (1999) und "Das Kind" (2005) avancierten sie zur internationalen Spitzenklasse, beide Filme erhielten die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes. "Das unbekannte Mädchen" feierte in Cannes 2016 seine Premiere. Der Film wurde 2017 für einen César in der Kategorie Bester ausländischer Film sowie für einen Prix Lumières als Bester französischsprachiger Film nominiert. Charakteristisch für die Filme der Dardenne-Brüder ist eine ungeschönt naturalistische Darstellung der Gesellschaft.
(arte)
Länge: ca. 113 min.
Deutscher Kinostart: 15.12.2016
Original-Kinostart: 05.10.2016 (B)
Deutsche TV-Premiere: 15.09.2021 (arte)
FSK 6
Cast & Crew
- Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
- Drehbuch: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
- Produktion: Olivier Abrassart, Les Films du Fleuve, Savage Film, Archipel 35, VOO, BE TV, Radio-télévision belge de la Communauté française, Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne, Denis Freyd, Delphine Tomson, Philippe Logie, Arlette Zylberberg
- Produktionsauftrag: Denis Freyd
- Produktionsfirma: France 2 Cinéma
- Kamera: Alain Marcoen, Paul Rouschop
- Schnitt: Marie-Hélène Dozo
- Szenenbild: Igor Gabriel, Millie Dardenne, Amanda Petrella
- Maske: Sandra Campisi, Nathalie Tabareau
- Kostüme: Maïra Ramedhan Levi
- Regieassistenz: Kevin Dardenne, Caroline Tambour
- Ton: Benoit De Clerck, Thomas Gauder, Valène Leroy, Julien Martin, Jean-Pierre Duret
- Stunts: Virginie Arnaud, Gilles Conseil
- Distribution: Lighthouse Home Entertainment, Temperclayfilm