Weil sie sich bei einem Einsatz in Athen ihren Chefs gegenüber "unkooperativ" zeigt, wird die Polizistin Elisabeth in das öde Fischerdorf Mesolongi im Westen Griechenlands versetzt. Jahre später ist ihr Leben eine Ruine: Sie trinkt und streitet zu viel; mal gerät sie mit ihrem Sohn Dimitri aneinander, dann wieder mit ihrem Liebhaber Vassilis, einem verheirateten Arzt. Im Ort lebt auch Rita, die sich mit dem Ausnehmen von Aalen in der Fischfabrik über Wasser hält. Rita möchte schon lange fort von hier und ihren kaputten Erinnerungen. Aber ihr manipulativer Bruder Manolis - dank seiner Diskothek, ihren Drogen und seinem Popstargehabe eine "Szenegröße" in Mesolongi - verhindert das immer wieder. Geschickt redet er Rita ein, dass sie nicht weggehen könne, solange ihre demente Mutter sie brauche. Nach einer drogenbenebelten Nacht, in der Manolis zunächst den ganzen Ort von der Bühne seines Clubs in einem Schmähgesang beleidigt hat, wird er an einer Eisenkette erhängt am Strand aufgefunden. Elisabeth soll ermitteln, wer für den Mord verantwortlich ist und Rita, der sie bislang intuitiv aus dem Weg gegangen ist, scheint etwas zu wissen. Bald wird klar, dass die Frauen mehr gemeinsam haben, als ihnen selbst lieb ist. "Das Wunder im Meer von Sargasso" beschreibt in grellen, an David Lynch erinnernden Farben und Szenen die Abgründe der Provinz. Vom titelgebenden Wunder sind nur noch die industriell verarbeiteten Aale übrig. Ansonsten sind hier alle aggressiv, abgestumpft, egoistisch, pervers und grausam. Und dazwischen Rita und Elisabeth, zwei Frauen, die das nicht mehr ertragen.
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Regisseur Syllas Tzoumerkas gehört zu den bekanntesten Vertretern der "neuen griechischen Welle", zu der auch Yorgos Lanthimos und Athina Rachel Tsangari gehören. Bei Tzoumerkas ist jedoch viel mehr als bei seinen Kollegen die harte Realität (z.B. die Wirtschaftskrise in Griechenland) das Gravitationszentrum seiner Geschichten: Hier ist es neben der Krise, die Provinz mit ihrer Korruption, Hoffnungslosigkeit und die Fluchten daraus. Bei den nationalen griechischen Filmpreisen 2020 wurde der Film mit dem Preis für die beste Regie und die beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
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Länge: ca. 121 min.
Deutscher Kinostart: 12.09.2019
Deutsche TV-Premiere: 08.12.2021 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Syllas Tzoumerkas
- Drehbuch: Youla Boudali, Syllas Tzoumerkas
- Produktion: Homemade Films, Graal, PRPL, Dragon Films, Unafilm, Film i Väst, Nova, Hellenic Radio, Medienstiftung NRW, Deutscher Filmförderfonds, Greek Film Center, Nederlands Filmfonds, Netherlands Film Production Incentive, Kakadua Filmproduktion, Svenska Filminstitutet, Creative Europe MEDIA., Maria Drandaki, Syllas Tzoumerkas
- Produktionsauftrag: Maria Drandaki
- Produktionsfirma: ZDF, ARTE, Television, Eurimages
- Musik: Drogatek, Phoebus, Jean-Paul Wall
- Kamera: Petrus Sjövik
- Schnitt: Andreas Wodraschke
- Kostüme: Marli Aleiferi
- Distribution: Real Fiction