Der große Demokrator

In Deutschland werden die Rufe nach mehr Bürgerbeteiligung immer lauter. Diskussionen wie die um "Stuttgart 21" oder die Schulreform in Hamburg weisen darauf hin, dass die Menschen sich in vielen Bereichen nicht mehr einfach der Politik unterordnen, sondern selbst aktiv mitbestimmen wollen. Diese gesellschaftliche Entwicklung greift Rami Hamze mit einem demokratischen Experiment auf. Er will den Bürgern des Kölner Stadtteils Kalk zu mehr Selbstbestimmung und Mitsprache verhelfen. Was passiert, wenn ein Filmemacher vor die Kamera tritt und sich als zentrale Figur parteiisch auf die Seite der Bürger stellt? Kann ein Einzelner einen gesamten Stadtteil zu politischem Handeln motivieren? Unter dem Motto "Kalk für Alle" haben die Kalker Bürger drei Monate Zeit, einen von Rami Hamze zur Verfügung gestellten Bürgeretat in den Stadtteil zu investieren. Sie werden beweisen müssen, dass sie in der Lage sind, in einem demokratischen Prozess zu einer Lösung zu finden, ohne dabei das Allgemeinwohl aus den Augen zu verlieren. Köln-Kalk gilt nach wie vor als sozialer Brennpunkt, befindet sich aber längst im Prozess der Gentrifizierung. Aus einem strukturschwachen Stadtteil mit hoher Arbeitslosen- und Migrantenquote wird langsam aber sicher ein Stadtteil mit sanierten Altbauten, den Studenten, Kreative und junge Familien aus dem Mittelstand besiedeln. Diese gebildete Schicht ist es gewohnt, ihre Interessen zu formulieren und wird sich sicherlich zum Mitmachen motivieren lassen. Wie aber sieht es mit der großen Gruppe der sozial Benachteiligten aus bildungsfernen Milieus aus? Hier wird Rami Hamze sicherlich auf größere Skepsis stoßen. Wie wird er damit umgehen, und wird es ihm gelingen, die verschiedenen Milieus miteinander ins Gespräch zu bringen? Es entsteht das Porträt eines Stadtteils, der in seiner Dynamik die Entwicklung in vielen deutschen Großstädten repräsentiert. Die sozioökonomischen Umstrukturierungsprozesse stellen die urbane Bevölkerung zunehmend auf die Probe und werfen die Frage auf, wie wir unser Zusammenleben in Zukunft gestalten wollen.