Richter Jens Christian Poulsen (Peter Gantzler) muss als Vorsitzender des dänischen Flüchtlingskomitees tagtäglich in Asylverfahren entscheiden. Den Georgier Sergo Bliadze (Adrian Arsinevici) will er trotz gegenteiliger Meinung seiner Beisitzer auf jeden Fall abschieben. "Seriösen Quellen" zufolge war Biladze nämlich in seinem Heimatland als Drahtzieher an einem Massaker beteiligt. Als der Asylsuchende die Entscheidung erfährt, übergießt er sich aus Verzweiflung mit Benzin und zündet sich vor den entsetzten Augen des Gremiums an. Der Fall weitet sich zum politischen Skandal aus. Die Presse prangert die inhumane Entscheidung des Richters an, ebenso gerät die Innenministerin - die von Christian inoffiziell mehr Abschiebungen gefordert hatte - zusehends unter Druck. Auch Jens' Freund und Vorgesetzter Erik (Peter Schrøder) rückt von ihm ab. In dieser heiklen Situation wird Christian, ein geradliniger Karrierist und Single, zudem von seinem 16-jährigen Sohn Anders (Micky Skeel Hansen) gefordert, den er das letzte Mal als Baby gesehen hat. Anders, der nach dem tragischen Tod seiner Freundin in der Psychiatrie war, sucht inneren Halt und will endlich seinen leiblichen Vater kennenlernen. Dies passt dem Richter, der immer stärker unter Beschuss gerät, gar nicht - Nur widerwillig lässt der Workaholic sich auf eine Annäherung ein. Aber durch diese Begegnung mit Anders, die einige Überraschungen birgt, kann er endlich das zerrüttete Verhältnis zu seinem Bruder Niels (Benjamin Boe Rasmussen) und seinem greisen Vater (Lars Lunøe) klären. Die innere Wandlung, die der Richter dabei durchlebt, verändert auch den Blick auf seine beruflichen Entscheidungen. Eine große Anzahl politisch Verfolgter beantragen jedes Jahr in europäischen Industriestaaten Asyl. Die Entscheidungen darüber, ob ein Antragsteller in seinem Heimatland auch tatsächlich gefährdet ist, müssen Richter häufig wie am Fließband fällen. Das sorgsame Abwägen zwischen politischen und humanitären Aspekten ist ein höchst aktuelles Problem, das der dänische Regie-Veteran Gert Fredholm in einem subtil inszenierten Psychodrama aufgreift. Mit dem Richter verändert sich auch der Film selbst, der als Politthriller beginnt und als einfühlsam beobachtete Vater-Sohn-Geschichte endet. Aus dem exzellenten Darstellerensemble ragt Peter Gantzler heraus, der Star aus "Italienisch für Anfänger".
(ARD)