Lucien Cordier, Polizist in Bourkassa Ourbangui, ist ein gutmütiger Trottel. Noch nie hat er jemanden ins Gefängnis gesteckt. Dafür erntet er nur Spott und muss sich sogar von seiner eigenen Frau tagtäglich demütigen lassen. Eines Tages aber reicht es ihm: Mit der gleichen stoischen Ruhe, mit der er alle Demütigungen hingenommen hat, beginnt Cordier, seine Peiniger der Reihe nach umzubringen. Französisch-Westafrika, im Jahre 1938. Der Kolonialpolizist Lucien Cordier (Philippe Noiret) soll in dem kleinen Ort Bourkassa Ourbangui für Ordnung sorgen, aber in den Augen der anderen Weißen dort ist er nur eine komische Figur. Den Dienstrevolver trägt er stets umgeschnallt, doch das imponiert keinem. Sogar seine Frau Huguette (Stéphane Audran) nennt ihn verächtlich einen Schwächling und betrügt ihn mit Nono (Eddy Mitchell), der sich bei ihr eingenistet hat. Eines Tages glaubt Cordier, sich bei einem Vorgesetzten Rat holen zu müssen. Dieser Rat fällt recht drastisch aus, und so befolgt ihn Cordier. Zwei Bordellbesitzer, die ihn lange lächerlich gemacht haben, müssen sich jetzt vor ihm erniedrigen. Danach erschießt er sie und wirft ihre Leichen in den Fluss. Mercaillou (Victor Garrivier), der Ehemann von Rose (Isabelle Huppert), die sich von Cordier für ihre Drangsal im Bett trösten lässt, wird sein nächstes Opfer, und die Liste derer, die noch dran glauben sollen, ist damit keineswegs am Ende. "Der Saustall" zeigt eine vehemente Attacke auf einen Weltzustand, in dem ein Mensch, der alle Missstände um sich herum beseitigen will, zum Mörder wird. Nicht von ungefähr hat Bertrand Tavernier Cordiers Augiasstall im kolonialen Afrika ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs angesiedelt, als der Regie-Altmeister einen Roman des amerikanischen Kriminalschriftstellers Jim Thompson ("Getaway") für das Drehbuch adaptierte. Tavernier selber nannte die zynisch-witzige Passionsgeschichte über die Unzulänglichkeit menschlicher Verhältnisse eine metaphysische Komödie. Ihre bestürzende Intensität verdankt sie nicht zuletzt den darstellerischen Leistungen von Philippe Noiret, Stéphane Audran und Isabelle Huppert.
(MDR)
Länge: ca. 128 min.
Deutscher Kinostart: 19.11.1982
Original-Kinostart: 04.11.1981 (F)
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Bertrand Tavernier
- Drehbuch: Jean Aurenche, Bertrand Tavernier
- Produktion: Henri Lassa, Adolphe Viezzi, Louis Wipf, Little Bear, Les Films de la Tour, Films A2
- Musik: Philippe Sarde
- Kamera: Pierre-William Glenn
- Schnitt: Armand Psenny
- Szenenbild: Hubert de Varine
- Maske: Ludovic Paris
- Regieassistenz: Jean Achache
- Ton: Michel Desrois