Als forscher Rittmeister hatte der General vor siebzehn Jahren beim "Walzer der Toreros" die große Liebe seines Lebens gefunden: Ghislaine de Sainte Euverte. Seine hysterische Gattin aber wusste ihn mit einer vorgetäuschten Lähmung ein ganzes Leben lang an sich zu ketten - für sie war der Walzer der Auftakt, ihr Leben mit einer Reihe wechselnder Liebhaber zu genießen. Den General machte das bohrende Selbstbewusstsein seines nur geplanten Verrats zu einem Memoiren diktierenden Poseur und provinziellen Tröster der jeweiligen Stubenmädchen. Da taucht Ghislaine auf - schon etwas angejahrt, doch munter zirpend und mit dem ungebrochenen Eifer des Backfischs, und bringt zwei Briefe, die den Ehebruch der Generalin mit Dr. Bonfant, dem Arzt, beweisen. Dieser ungestüme Eifer des Mädchens, ihm die Freiheit für eine gemeinsame Zukunft zu bahnen, bringt den bequem gewordenen General in einige Verwirrung und löst eine Kettenreaktion von Selbstmordversuchen bei Gattin und Geliebter aus - will doch keine hinter der Rivalin zurückbleiben. Schließlich tröstet sich Ghislaine mit dem Sekretär Gaston, einem außerehelichen Sohn des Generals, dieser selbst mit dem neu aufgenommenen Hausmädchen, die Generalin mit dem schadenfrohen Bewusstsein, gesiegt zu haben. Dies ist auf den ersten Blick ein turbulenter Theaterabend, der seine zündende Wirkung gleichermaßen von der Groteske, vom Salonstück, ja sogar vom faustdicken Klamauk bezieht. Dahinter aber wird bittere Resignation spürbar, die Menschen zu Marionetten des Zufalls entwertet sieht.
(ZDFtheaterkanal)