Vieles, was Wien heute prägt, ist eine Frucht der Ringstraßenzeit - die Bauten, aber auch die Menschen, die diese Epoche durch ihren Reichtum und durch ihre Kunstsinnigkeit prägten. Die sogenannte "zweite Wiener Gesellschaft", also der aufstrebende Geldadel, meist jüdische Bankiers und Industrielle aus dem Osten, gab damals den Takt vor. Ziel war es, auf Augenhöhe mit dem alten Adel zu verkehren. Dazu erwies sich das Mäzenatentum als probates Mittel. Wer sich insbesondere von Klimt porträtieren ließ, konnte sich damit in die hohe Gesellschaft der Monarchie einkaufen. Vor allem die jüdische Bourgeoisie verband hier privaten Schöngeist mit gesellschaftlichen Ambitionen. Karl Wittgenstein, Fritz Waerndorfer, Berta oder Emil Zuckerkandl entsprangen einer neuen Generation des jüdischen Bürgertums, die eine neue Form der Kunst fördern wollten. Anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Wiener Secession erzählt Filmemacher Rudolf Klingohr über die sozialen Hintergründe des Jugendstils. Denn ohne das primär jüdische Sponsoring wäre der Erfolg der neuen Kunstrichtung undenkbar gewesen. In der Produktion werden die Geschehnisse rund um den Bruch der Secessionisten von der Tradition des für sie antiquierten Künstlerhauses und der Schaffung der Wiener Secession verfolgt. Meisterwerke der Kunstgeschichte, historische Originalaufnahmen und Archivschätze der Secession zeichnen ein lebendiges Bild, das tiefe und spannende Einblicke ermöglicht, um den Fragen nachzugehen: Wie war diese Revolution eigentlich möglich? Wer stand dahinter? Und welche Bedeutung hat die Wiener Secession heute?...
(arte)
Weiterer Titel: Bourgeoisie am Ring: Die Mäzene des Jugendstils
Länge: ca. 51 min.
Deutsche Streaming-Premiere: 13.08.2022 (ARD Mediathek)
Deutsche TV-Premiere: 14.08.2022 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Rudolf Klingohr