Originalpremiere: 1998
18.01.2001
FSK 12
Mit der Literaturverfilmung "Die wiedergefundene Zeit", basierend auf Marcel Prousts Werk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", hat Regisseur Raoul Ruiz sich einer Herkulesaufgabe angenommen. Der Roman ist ausschweifend lang und auch Prousts gehobene Sprache und die elliptische Erzählweise, die dem Erinnerungsvermögen der Hauptfigur gerecht werden sollen, machen ihn nicht gerade zugänglich. Doch Kameramann Ricardo Aronovich und Szenenbildner Bruno Beaugé schaffen es, physikalische Gesetze wie Zeit, Raum und Schwerkraft so auszuhebeln, dass dem Film etwas traumhaft Verwunschenes anhaftet. Das Bewegtsein während eines Konzerts wird durch sich bewegende Sitzreihen wunderbar versinnbildlicht. Aufgrund einer schweren Krankheit ist die Hauptfigur Marcel Proust ans Bett gefesselt und muss der Haushälterin Céleste die eigenen Gedanken diktieren. Beim Betrachten alter Fotos schwelgt er in Erinnerungen an seine Verflossene Gilberte, ihre Mutter Odette, ihren bisexuellen Mann Robert, Albertine und den Baron de Charlus. Marcels Erinnerungen erzählen die Geschichte seiner Liebe zu Gilberte, die unter ihrer Ehe mit Robert leidet, vor dem Ersten Weltkrieg. Später, als der Krieg in vollem Gange ist, geben Marcels Erinnerungen einen Einblick in die Ignoranz und Vergnügungssucht der Oberschicht und nicht zuletzt die Entfremdung der Figuren. Getragen wird die komplexe Handlung von französischen Kinogrößen wie Catherine Deneuve in der Rolle der Odette und Emmanuelle Béart als Gilberte.
(arte)