Deutsche TV-Premiere: 11.02.1990 (ZDF)
Im rätselhaften, leicht antiquierten Tonstudio treffen sechs Zeitgenossen aufeinander: eine Hausfrau in ihren besten Jahren, die ihr Leben zu meistern versucht, ein erfolgreicher Bestattungsunternehmer, ein Punk-Mädchen, eine BWL-studierende polnische Putzfrau, ein halber Delinquent, der mit einem Bein im Kittchen steht und ein Radiomoderator, der ihnen mit stimmungsgeladenen Liedern und Schlagern einheizt. Sie erzählen reimend von ihren Erfahrungen im veränderten Vaterland. Ihre mitreißenden, stark berührenden Lebensbeichten, mal provokativ, mal verzweifelt, mal schrill und verwundert, mal süffisant vorgetragen, geraten zu der ernüchternden Einsicht: So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben! In der Anti-Depressionsrevue von Steffen Mensching und Michael Kliefert ist beste Unterhaltung garantiert. Hier kriegt jeder sein Fett weg, die blasierten Helden der Wendezeit wie die glorreichen Pfeifen der Gegenwart. Eine besondere Würze erhält die Revue durch den Esprit von Heinrich Heines "Wintermärchen" wie auch durch die musikalische Untermalung mit stimmungsvollen Liedern und Schlagern, die die Darsteller mit viel Herzblut swingen, schmettern und rappen - bravourös begleitet von den Thüringer Symphonikern. Unter der Leitung von Oliver Weder meistern sie auf der Hinterbühne dieses stilistisch breite Repertoire von deutsch-deutschen Schlagern, Hits, Kirchenliedern und Opernarien, die mit neuen Texten versehen sind. So gelingt eine rasante, sehr unterhaltsame und furiose Wendeschau, die ihren Reiz aus treffsicherer Vorlage, guten Darstellern und beeindruckenden musikalischen Arrangements bezieht. Eine Anti-Depressionsrevue eben, die Wunder wirkt und mit ihrer witzig-frechen, ausgewogenen Mixtur von Wort und Musik gewissermaßen praktische Lebenshilfe bietet.
(arte)