"Ein Sechstel der Erde" ist ein anschauliches Beispiel dafür, was Vertov mit dem filmischen Auge, dem "Kinoglaz", im Sinne hatte: Seine "Kinoki" sind keine einfachen Filmemacher, die nüchtern von Vorgängen berichten, sondern euphorische Boten der revolutionären Wende zur Moderne. Aus den entferntesten Winkeln des Landes schaffen sie Bilder von verstreut lebenden Volksgruppen herbei. Einfache Bauern, Jäger, Fischer und Handwerker, die nun in eine filmische Symphonie eingehen, in der das Verbindende über das Trennende gestellt wird: "Ihr", heißt es immer wieder emphatisch in den dynamischen Zwischentiteln - ein jeder und eine jede wird direkt angerufen, seine Rolle im produktiven Ganzen anzuerkennen. Mit emanzipatorischer Kraft - ein eigener Abschnitt widmet sich beispielsweise Frauen, die in Unfreiheit leben. "Ein Sechstel der Erde" ist eine Exkursion des "Kino-Auges" bis an die Grenzen des damaligen Sowjetreiches, ein genuiner Blick auf die vielgestaltigen Kulturen der Ethnien und die Produktion im jungen Sowjetstaat. Zugleich wirft der Stummfilm ein Blick auf die Lebensweise und Gedankenwelt des Klassengegners "am Rande seines historischen Untergangs". "Wenn ich die zehn besten Dokumentarfilme aller Zeiten auswählen müsste, würde ich es absurd finden. Aber wenn es gilt, Einen zu wählen: Ein Sechstel der Erde." (Chris Marker)...
(arte)
Cast & Crew
- Regie: Dsiga Wertow
- Drehbuch: Dziga Vertov
- Produktion: Goskino, VUFKU - Kiew, Wiener Konzerthausgesellschaft
- Produktionsfirma: Österreichisches Filmmuseum
- Musik: Michael Nyman, eingespielt von der Michael Nyman Band, Neufassung 2009, 10
- Kamera: Michail Kaufman, Igor Beljakow, S. Benderski, P. Sotow, N. Konstantinow, A. Lemberg, N. Strukow, J. Toltschan
- Schnitt: Elizaveta Svilova
- Sonstige Mitwirkende: Österreichisches Filmmuseum