Ernst Ludwig Kirchner - Furchtbar genial

Er ist einer der berühmtesten Maler des deutschen Expressionismus und 1905 Mitbegründer der Künstlergruppe Die Brücke: Ernst Ludwig Kirchner. Und er ist ein Künstler mit zwei Seelen: Die Faszination für Rotlicht und Rausch in der Großstadt auf der einen Seite, aber auch sein Hang zum Exotischen ziehen sich durch sein gesamtes Leben und Werk. Stets macht er sich auf die Suche nach fremden Welten, schickt sein Alter Ego auf Reisen ins ferne Afrika, während er selbst nach Dresden und Berlin zurückgezogen in den Schweizer Alpen lebt. Die Grenzen Deutschlands und der Schweiz hat er nie verlassen. Neben farbenprächtigen Bildern im Brücke-Stil mit Einflüssen des Postimpressionismus, der afrikanischen Kunst und des Futurismus, erschafft Kirchner auch die Kunstfigur Louis de Marsalle, einen französischen Kunstkritiker. Unter diesem Pseudonym veröffentlicht er Texte, die Marketing in eigener Sache betreiben. Schließlich, zutiefst getroffen über die Verfemung seiner Kunst durch die Nationalsozialisten, die sie als "entartet" einstufen, nimmt er sich im Juni 1938 das Leben. Ernst Ludwig Kirchners Leben und Werk lässt sich aus heutiger Sicht durchaus als skandalwürdig bezeichnen: Der "Nuttenmaler", der "Pädophile", der "Antisemit", das "Ekel", so listet man seine heute skandalös erscheinenden Eigenschaften auf und kann ihn durchaus in einem negativen Licht sehen. Gibt es "das andere Gesicht" des Ernst Ludwig Kirchner? Trotzdem ist er ein Schwergewicht der klassischen Moderne und als Künstler ins Pantheon der Avantgarde eingegangen. Denn moderne Kunstgeschichte ist untrennbar mit dem Begriff des Skandals verbunden. Und die Auffassung darüber ändert sich mit der Zeitgeschichte.