Visuell beeindruckender später Film noir von Regisseur Joseph H. Lewis. Eine Stadt befindet sich in der Hand eines Gangsters, der sich hinter dem Allerweltsnamen Mr. Brown verbirgt. Der Polizist Leonard Diamond ist seit Jahren davon besessen, diesen Mann zur Strecke zu bringen ... Eine Stadt befindet sich in der Hand eines Gangsters, der sich hinter dem Allerweltsnamen Mr. Brown verbirgt. Der Polizist Leonard Diamond ist seit Jahren davon besessen, diesen Mann zur Strecke zu bringen - ohne Erfolg. Jeder weiß, dass Brown der Boss eines straff organisierten Syndikats ist, doch Brown gibt sich keine Blöße. Sein Wahlspruch lautet: "First is first and second is nobody." Lieutenant Diamonds fanatische Besessenheit erklärt sich aus seiner Leidenschaft für eine Frau. Susan Lowell ist die Geliebte und Gefangene des Gangsters. Von ihr erhält Diamond endlich einen Hinweis, der ihn weiterbringt: Zu ehemaligen Unterweltlern, die reden, weil sie längst mit dem Leben abgeschlossen haben, oder liquidiert werden, bevor sie reden können. Doch Diamond lässt nicht locker. Die Spur führt ihn zu Alicia, einer Frau, die in einer Irrenanstalt eingesperrt und mit Mr. Brown verheiratet ist. Aus den Kämpfen mit einem Gangsterrivalen geht Brown noch einmal als Sieger hervor. Schon glaubt er, alle Mitwisser seiner Verbrechen beseitigt zu haben, aber bei dem Versuch unterzutauchen, wird Brown im nächtlichen Nebel eines einsamen Flugzeughangars von Diamond gestellt. "Geheimring 99" von 1955 ist ein Spätwerk des "Film noir" und einer der besten Gangsterfilme überhaupt. Mit wenig Licht und vielen hart kontrastierenden Schatten tauchte ihn der geniale Kameramann John Alton (Oscar für "Ein Amerikaner in Paris") in das schwärzeste Schwarz, das denkbar erscheint. In "The Big Combo" werden Beziehungen zu Verstrickungen, Gegensätze zu Angleichungen. Die explizite Darstellung von Gewalt und Sex wurde als beachtlich gesehen. Bruce Crowther ("Film Noir. Reflections in a dark mirror") betonte "die perverse Sexualität, die permanent gegen den Hays Code und dessen Beschränkungen anrennt", und führte unter anderem "die sadomasochistische Gewalt der Gangster, von denen zwei, Fante und Mingo […], klar homosexuell sind", und die "psychosexuelle Dominanz", die Anführer Brown auf seine Geliebte ausübt, an. "Die schauspielerischen Leistungen orientieren sich an Joseph Lewis' beinharter Regie, und sind auf diesem Niveau gut. John Altons Low-key-Bilder und David Raksins laute, jazzige Filmmusik […] passen zu der rauen Stimmung des Films." (Variety)...
(BR)
Geheimring 99', ein Höhepunkt des späten Film noir, ist, 'vom ersten bis zum letzten Augenblick, derart mit sadomasochistischer Spannung aufgeladen, dass man sich nicht wundern würde, wenn einem im nächsten Moment die Bilder in Fetzen um die Ohren flögen', schrieb Kraft Wetzel in der F. A. Z. Unverhohlen thematisiert Joseph H. Lewis den engen Zusammenhang zwischen unterdrückter Sexualität, sexueller Frustration und Gewalt. Die beiden offensichtlich homosexuellen Killer morden mit perverser Lust am Schmerz anderer. 'Der erste ist der erste, der zweite ist ein Niemand', höhnt Mr. Brown, während er Diamond von seinen Untergebenen foltern lässt. Doch der steht ihm in Sachen Zynismus in nichts nach. Diamond ist der gute und der böse Cop in Personalunion. Er verfolgt den Gangster um so hartnäckiger, als seine unterschwellige, unerfüllte Liebe zu Susan stärker und zugleich aussichtsloser wird. Er ist Teil einer Welt sexueller Perversionen und fatalistischer Abhängigkeit, wie sie Lewis ähnlich explizit in seiner Bonnie und Clyde-Version "Gun Crazy" von 1950 dargestellt hat. Der Soundtrack zu diesem kleinen Meisterwerk stammt von David Raksin, der, bevor er mit "Laura" aus dem Jahr 1944 berühmt wurde, bereits als Arrangeur für Benny Goodman gearbeitet hatte. Seine Vorliebe für den Jazz lässt er in jede Minute von "Geheimring 99" einfließen: ein gelungenes Beispiel für den Einsatz von orchestraler Jazzmusik in Hollywood.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 87 min.
Deutscher Kinostart: 06.04.1956
Original-Kinostart: 13.02.1955 (USA)
FSK 18
Cast & Crew
- Regie: Joseph H. Lewis
- Drehbuch: Philip Yordan
- Produktion: George Moskov, Allied Artists Pictures, Security Pictures, Theodora Productions, Sidney Harmon, Walter Mirisch, Cornel Wilde
- Musik: David Raksin, Jakob Gimpel
- Kamera: John Alton
- Schnitt: Robert S. Eisen
- Szenenbild: Rudi Feld, Jack McConaghy
- Maske: Larry Butterworth
- Regieassistenz: Robert H. Justman, Mack V. Wright
- Ton: Earl Snyder
- Spezialeffekte: Louis DeWitt