Deutsche TV-Premiere: 17.06.2014 (rbb)
Frankreich begeht seinen Nationalfeiertag am Jahrestag des Sturms auf die Bastille 1789, die USA haben ihren "Independence Day". Die Deutschen feiern den 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit. Dabei gab es einen Tag, an dem auch in Deutschland Gefängnisse gestürmt wurden, Gefängnisse, in denen Unschuldige als politische Gefangene einsaßen: der 17. Juni 1953. Damals stand das DDR-Regime für einen Moment am Abgrund. Sogar die Wiedervereinigung schien denkbar. Dann stellten sowjetische Panzer "Ruhe und Ordnung" wieder her. In der Bundesrepublik wurde der 17. Juni fortan als "Tag der deutschen Einheit" gefeiert, in der DDR wurde er totgeschwiegen. Und 1990 wurde er nicht zum Nationalfeiertag für das wiedervereinigte Deutschland erhoben, sondern abgeschafft. 70 Jahre nach dem Ereignis ist immer noch nicht entschieden, wie wir uns zu diesem einzigartigen Tag in der deutschen Nachkriegsgeschichte stellen. War es ein Arbeiteraufstand, weil er ja hauptsächlich von Arbeitern getragen wurde? War es ein Volksaufstand, weil er in Windeseile alle Bevölkerungsschichten ergriff und in Städten wie Dörfern gleichermaßen entbrannte? War es gar eine weitere gescheiterte deutsche Revolution? Die Dokumentation erzählt die Geschichte des Aufstands, der blutig niedergeschlagen wurde und in dessen Folge über 50 Menschen starben. Gleichzeitig reflektiert der Film seine Bedeutung für Deutschland heute. Tatsächlich gibt es immer noch Neues zu entdecken. Ist es eigentlich richtig, dass der Aufstand am 16. Juni bei den Bauarbeitern der Stalinallee in Ost-Berlin ausbrach? Oder fing das Ganze nicht bereits am 12. Juni an, als in der Stadt Brandenburg politische Gefangene befreit wurden? Der 17. Juni 1953 ist nie ganz aus dem Zwielicht herausgetreten, in welches geschickte Propaganda ihn stellte.
(ARD alpha)
gezeigt bei: phoenix history (D, 2018)
Cast & Crew
- Drehbuch: Andreas Christoph Schmidt, Artem Demenok