Originalpremiere: 2017
26.07.2018
Deutsche TV-Premiere: 09.12.2020 (arte)
Die Krankenschwester Clara bekommt eine Anstellung bei der hochschwangeren, mysteriösen Ana. Als sie bei ihr einzieht und die ersten Aufgaben im Haushalt übernimmt, geschehen in der Nacht seltsame Dinge - vor allem bei Vollmond. Clara sieht Ana schlafwandelnd, wie in Trance durch die Wohnung laufen, wird von ihr umarmt, geküsst und gekratzt. Am nächsten Morgen scheint Ana nichts von dem Vorfall zu wissen und erzählt von einem merkwürdigen Traum. In der anschließenden Vollmondnacht folgt Clara der traumwandelnden Ana in einen Park, in der sie Zeugin eines blutigen Vorfalls wird. Die nächste Vollmondnacht nimmt ein tragisches Ende. Anas Baby kommt zu früh und tötet seine Mutter bei der Geburt. Zu Claras Entsetzen hat ein kleines pelziges Wesen, ein Werwolf-Baby, Anas Körper zerfetzt. Das Kindermädchen zieht den kleinen Joel dennoch wie ihren eigenen Sohn bei sich im Armenviertel auf. Sie führen ein fast normales Leben; abgesehen davon, dass der kleine Joel die Vollmondnächte angekettet in einem Verschlag verbringen muss. Als er in einer dieser Nächte nicht nach Hause kommt, ahnt Clara Schlimmes und begibt sich auf die Suche nach dem unberechenbaren Jungen. "Gute Manieren" kombiniert Horror-, Fantasy- und Musical-Elemente, um die anhaltenden sozialen Ungleichheiten im heutigen Brasilien anzuprangern. Dabei wird die Werwolf-Mythologie von einer queeren Liebesgeschichte und einem packenden Mutter-Sohn-Drama gerahmt. Über allem liegt die "Saudade", die portugiesisch-brasilianische Form der Wehmut, die in blauen Mondstimmungen und melancholischen Gesangseinlagen ihren Ausdruck findet.
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Inspiration, insbesondere für die Farbgebung und Musikkulisse des modernen Horror-Märchens, fanden die beiden Regisseure Juliana Roja und Marco Dutra unter anderem in frühen Disney-Filmen wie "Dornröschen". Ihr Gemeinschaftswerk "Gute Manieren" gewann zahlreiche Preise, unter anderem auf dem Rio de Janeiro International Film Festival und in Locarno den Spezialpreis der Jury des Jahres 2017. Der Nachname von Miguel "Lobo" alias Joel bedeutet auf Portugiesisch "Wolf".
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