Originalpremiere: 2006
05.10.2006
Deutsche TV-Premiere: 23.11.2008 (Das Erste)
FSK 12
Robert Fabry (August Diehl), ein erfolgreicher junger Brückenbau-Ingenieur, ist verlobt mit seiner Kollegin Britta (Bernadette Heerwagen). Auf einer Geschäftsreise nach Frankfurt verbringt Robert im Hotel eine Nacht mit der aufreizenden Lebedame Carlotta. Die mysteriöse Frau verschwindet heimlich, ohne ihren Liebeslohn zu kassieren. Am nächsten Tag sitzt Robert bei seinem Geschäftstermin der eleganten Dr. Carolin Winter (Katja Riemann) gegenüber - trotz völlig anderer Aufmachung offensichtlich dieselbe Frau, die ihm in der Nacht zuvor als Hure begegnete. Dass die kühle Anwältin, die versiert seinen Fall betreut, kein Zeichen des Wiedererkennens gibt, hält er für einen Teil des erotischen Spiels, das ihn gefangen nimmt. Nach einem gemeinsamen Abendessen kann Carolin sich seiner nur mit Mühe erwehren und flüchtet verstört. Robert nimmt ihre Spur auf und besucht sie bei ihrer Familie, die auf einem herrschaftlichen Weingut im Rheingau residiert. Dort trifft er auf Carolins alkoholabhängige Mutter (Karin Dor), eine aufreizende Zofe (Barbara Auer) und Carolins Vater (Armin Mueller-Stahl), einen Tyrannen, der im Rollstuhl sitzt. Im Kreise ihrer Familie erlebt Robert Carolin als devote Tochter. Nach einer neuerlichen erotischen Begegnung erkennt er, dass sie eine gespaltene Persönlichkeit besitzt, geprägt von der Erfahrung einer inzestuösen Vater-Tochter-Beziehung und dem Bedürfnis nach Freiheit und Autonomie. Robert will Carlotta/Carolin dennoch unbedingt heiraten. Er verlässt dafür Britta. Doch Carolins Vater will seine Tochter nicht gehen lassen. Die gebrochenen weiblichen Charaktere erinnern an das Werk von Rainer Werner Fassbinder, der Beziehungen stets als Spiegelbild gesellschaftlicher Ausbeutungsmechanismen darstellte; in der Tat basiert der Film auf einem Roman von Fassbinders langjährigem Mitarbeiter und Adolf-Grimme-Preisträger Peter Märthesheimer, der zusammen mit Pea Fröhlich, die ebenfalls für Fassbinder schrieb, auch das Drehbuch verfasste. Die vielfach ausgezeichnete Regisseurin Margarethe von Trotta hat das Melodram mit eindrucksvollen Bildern und großem Starensemble in Szene gesetzt. Neben Armin Mueller-Stahl als sadistischem Patriarchen und Barbara Auer als ihm hörige Geliebte überzeugt Katja Riemann - als Femme fatale in rotem Leder und mit platinblonder Perücke, als selbstbewusste Karrierefrau und als abhängige Tochter. So erschafft sie einen in seiner Labilität faszinierenden Charakter, gefangen in einem Teufelskreis aus Liebe und Abhängigkeit.
(ARD)
Kritik: 'Dies ist ein Film, der gleich mehrere Überraschungen birgt. Die größte Überraschung dabei ist eine unerwartete, nämlich ein so ganz "anderer" Trotta-Film. Eine vielfach preisgekrönte Regisseurin mit einem reichen Werk unternimmt hier etwas Neues, bricht aus, betritt neuen filmischen Grund und bürstet listig gegen den Strich, was die Erwartungen an sie sind.' (Deutsche Film- und Medienbewertung) Basiert auf dem einzigen Roman von Peter Märthesheimer (1937-2004), der auch für Rainer Werner Fassbinder Drehbücher wie ‚Die Sehnsucht der Veronika Voss' (1982) schrieb.
(Tele 5)