In "Italy: Love it or leave it" laden die italienischen Filmemacher Luca Ragazzi und Gustav Hofer auf einen Trip durch ihr Land ein, auf der Suche nach guten Gründen, trotz Silvio Berlusconi, Mafia und schlechter Wirtschaftslage auch heute noch im Stiefelstaat zu bleiben. Gustav, geboren in Südtirol, ein Italiener deutscher Muttersprache, hat es satt, in Italien zu leben: Die Mieten sind hoch, die Löhne niedrig, das Land wird von alten, korrupten Männern regiert. Vetternwirtschaft und gute Beziehungen zählen mehr als Talent und Können. Viele Freunde sind schon ausgewandert. Luca aber, gebürtiger Römer, hängt an seinem Land und kann sich nur schwer vorstellen, das sonnige Wetter, die antike Kultur und das gute Essen hinter sich zu lassen. Er überredet Gustav, eine Reise durch ihr Land zu unternehmen, bevor sie endgültig entscheiden, ob sie in Rom bleiben oder nach Berlin ziehen sollen. In einem alten Fiat 500 machen sie sich auf den Weg. Erstes Ziel: die legendären Fiat-Werke im Norden. Was ist aus dem Unternehmen geworden, das eine der italienischen Ikonen hervorgebracht hat? In Turin treffen sie die junge Fiat-Arbeiterin Mary, die seit Monaten von Kurzarbeit betroffen ist und mit 1.000 Euro ihr Leben meistern muss. Noch schlechter geht es den Arbeitern, die einst die Bialetti-Mokka-Kaffeemaschine produziert haben. Ihre Fabrik ist geschlossen, und die Produktion wurde nach Rumänien verlegt. Die Arbeitslosigkeit ist bedrückend. Doch immerhin leben die Italiener ja im schönsten Land Europas. Lucas Versuch, Gustav am Comer-See davon zu überzeugen, scheint aussichtslos. Der See ist so schmutzig, dass ein Badeverbot verhängt wurde. Aber hat Italien nicht immer noch die beste Küche der Welt? Doch Slowfood-Gründer Carlo Petrini entkräftet diesen Mythos - und damit nicht genug: Gustav zeigt Luca die menschenunwürdigen Zustände, in denen die Erntearbeiter leben, die in Süditalien für einen Hungerlohn Orangen pflücken. Hier entdeckt er eine Seite seines Landes, die viele seiner Landsleute lieber ignorieren - anders als die Sexskandale von Silvio Berlusconi. Dessen Eskapaden erhitzen die Gemüter. Das Zusammentreffen mit Berlusconis fanatischen Anhängern in Mailand lässt Luca verzweifeln. Doch so schnell mag er nicht aufgeben. Immerhin gibt es doch eine Reihe von Italienern, die dem ganzen Elend die Stirn bieten, etwa in Neapel, der Hauptstadt des Mülls. Hier kämpft eine engagierte Schauspielerin in einer TV-Satire gegen das Müll-Problem. Oder in Sizilien, wo sich ein Unternehmer trotz Todesdrohungen mutig der Mafia entgegenstellt. In Giarre, der "Hauptstadt der nie fertig gestellten öffentlichen Bauten", zeigt eine junge Frau, wie sie und ihre Freunde aus den Beton-Monstern eine Touristenattraktion gemacht haben, und die Bürgermeisterin von Capo Rizzuto in Kalabrien schildert, wie sie ihren Kampf gegen die Ndrangheta-Mafia führt: Sie versucht einfach, das Gesetz anzuwenden. Und wer hätte gedacht, dass im tendenziell homophoben Italien ein schwuler Gouverneur die Region Apulien regiert? Nicki Vendola, Kommunist, Katholik und bekennender Schwuler, weiß, dass es gute Gründe gibt, Italien den Rücken zuzukehren. Doch er will kämpfen - für eine bessere Zukunft. Wie aber steht es mit Gustav und Luca? Am Ende ihrer Reise müssen sie sich entscheiden.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 75 min.
Deutsche TV-Premiere: 27.11.2011 (arte)
Cast & Crew
- Drehbuch: Gustav Hofer, Luca Ragazzi