Wie eine Respektperson sieht Polizeileutnant "Kamikaze" Jansen nicht aus. Mit seiner untersetzten Figur, die in einem engen Leopardenfell-Anzug steckt, verkörpert er weniger einen biederen Beamten als vielmehr eine Mischung aus Zuhälter und Paradiesvogel. Außerdem ist er Alkoholiker dritten Grades. Dennoch hält Jansen einen einsamen Rekord: Er hat bislang jeden seiner Fälle gelöst. Doch diesmal liegen die Dinge anders. Jansen wird in die Chefetage des monopolistischen Medienkonzerns gerufen, der landesweit alle Fernsehprogramme und Printerzeugnisse kontrolliert. Eine anonyme Bombendrohung setzt die Konzernleitung unter Druck. Trotz 99 Prozent Einschaltquote gibt es offenbar Zuschauer, die mit dem Unterhaltungsprogramm nicht zufrieden sind. Der Polizeipräsident erteilt seinem Eliteschnüffler eine Frist von nur vier Tagen, um die unangenehme Geschichte möglichst diskret aufzuklären. Die Zeit ist knapp, zumal der Fall sich verkompliziert, als die Personalchefin nach einem Fenstersturz tot auf dem Pflaster liegt. Der Chefetage wird der hartnäckige Schnüffler bald lästig, man präsentiert ihm einen Täter. Jansen durchschaut das falsche Spiel, kommt aber trotzdem nicht recht voran. Erstmals in seiner Karriere steht der launige Superbulle vor einem scheinbar unlösbaren Rätsel. Als sein Vorgesetzter ihn zwingen will, den Fall zu den Akten zu legen, ermittelt Jansen auf eigene Faust weiter. Die Spur führt zu dem ehemaligen Kulturredakteur Weiss. Von ihm erfährt Jansen, dass der Konzernchef die letzten kritischen Intellektuellen des Landes im hermetisch abgeriegelten, offiziell nicht existierenden 31. Stockwerk des Firmensitzes versammelt hat. Von der Welt abgeschirmt, arbeiten die Denker dort an der Nullnummer einer Zeitung - die jedoch nie erscheinen soll. Aber würden die kaltgestellten Intellektuellen auch Bomben werfen? Wolf Gremms farbenfroher Science-Fiction-Krimi "Kamikaze 1989" ist eine spannende Adaption des Romans "Mord im 31. Stock" aus der Feder des schwedischen Schriftstellers Per Wahlöö, der zusammen mit seiner Koautorin Maj Sjöwall auch die legendäre Figur des Kommissar Beck erschuf. Die mit schrillen Comic-Elementen arbeitende Krimiparodie lebt von der eindringlichen Darstellung Rainer Werner Fassbinders, der nur wenige Monate vor seinem Tod in der Rolle des exzentrischen Mistkerls brilliert, den er auch im Privatleben verkörperte. Das rbb Fernsehen sendet "Kamikaze 1989" zu Ehren von Regisseur Wolf Gremm, der am Dienstag im Alter von 73 Jahren in Berlin vertorben ist. Im Jahr 1973 realisierte Gremm mit "Ich dachte, ich wäre tot" seinen ersten Kinofilm, fortan entwickelte er sich zu einem unverwechselbaren Autorenfilmer der 1970er Jahre. Die ErichKästner-Verfilmung "Fabian" aus dem Jahr 1980 mit Hans Peter Hallwachs in der Hauptrolle war auch international von Erfolg gekrönt. In den 1990er Jahren drehte Wolf Gremm mehrere Filme fürs Fernsehen, so z.B. "Ein lasterhaftes Pärchen" mit Harald Juhnke und Brigitte Mira in den Hauptrollen oder "Wer zu lieben wagt", einem emotionalen Drama mit Christine Neubauer und Hardy Krüger jr.
(rbb)
Länge: ca. 106 min.
Deutscher Kinostart: 16.07.1982
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Wolf Gremm
- Drehbuch: Wolf Gremm, Robert Katz
- Produktion: Regina Ziegler, Michael Böhme, Wolfgang Bajorat, Rüdiger Lange, Trio Film, Oase Filmproduktion
- Produktionsfirma: Regina Ziegler Filmproduktion
- Musik: Edgar Froese
- Kamera: Xaver Schwarzenberger
- Schnitt: Thorsten Näter
- Regieassistenz: Christine Kabisch, Karin Viesel