José, zehn Jahre alt, ist irgendwo in Mexiko gelandet. Endstation auf halber Strecke, in einem Auffanglager für Kinder. Sein Vater in El Salvador will ihn nicht, und seine Mutter und seine Brüder leben in den USA. Also hat er sich auf den Weg gemacht, mit dem Zug, ganz allein. Unterwegs geriet er in die Hände von Schleppern, die ihn mitten in Mexiko einfach aussetzten. In den USA ist alles besser, glaubt Kevin, 14 Jahre alt, Schuhputzer aus Honduras. Er will nach Manhattan. Dafür reitet er auf der "Bestie", wie die Kinder den Zug nennen. Denn er ist unberechenbar und oft tödlich. Entgleisungen sind Alltag. Kevin will unbedingt auf dem Times Square Schuhe putzen und Geld verdienen, damit seine Mutter in Honduras ein besseres Leben hat: "Meine Mutter ist der einzige Schatz, den ich habe. Mein Stiefvater schlägt sie und nennt sie eine Hure. Das bringt mein Blut zum Kochen." Erschüttert von solchen Schicksalen beschloss die US-Filmerin Rebecca Cammissa, Kinderflüchtlinge auf ihrem Weg von Lateinamerika in die USA zu begleiten: "Das ist eine völlig unbekannte Welt. Und damit sich etwas ändert, muss sie gezeigt werden. Ich wollte mich in die Lage dieser Kinder versetzen und miterleben, was sie durchleiden, um in die USA zu gelangen. Ich wollte dem, was hier passiert, ein menschliches Gesicht geben." José und Kevin sind nur zwei Kinder von Tausenden, die versuchen, in die USA zu gelangen, oft scheitern und wieder zurückspediert werden. Sie alle haben ein idealisiertes Bild Amerikas. Und die Zugsreise ins "Gelobte Land" ist lebensgefährlich. Nicht selten werden die Kinder vergewaltigt, ausgeraubt und getötet. Das schreckt sie aber nicht ab. Sie wollen ihre Familien nicht enttäuschen und nicht mit leeren Händen zurückkommen. Also fahren sie weiter. Auch Iloi und Rosario haben es probiert und ihr Ziel fast erreicht. Aber die Wüste hinter der US-amerikanischen Grenze wurde den beiden zum Verhängnis. Sie kehren im Sarg nach Hause zurück. Die Eltern hatten ihren Kindern die Reise verboten. Aber der Wunsch nach einem besseren Leben war stärker. Kevin schafft es schliesslich in die USA, wird aber aufgegriffen und zurück zu seiner Mutter nach Honduras geschickt. Alles ist wie vorher. Und genau deshalb kann Kevin nicht bleiben. Er wird sich wieder auf den Weg machen, um seinen Traum doch noch zu verwirklichen: Schuheputzen in Amerika.
(SRF)
Weiterer Titel: Which Way Home - Kinder auf der Flucht
Länge: ca. 90 min.
Original-Kinostart: 31.01.2009 (USA)
Deutsche TV-Premiere: 19.04.2011 (Phoenix)
gezeigt bei: SRF DOK (CH, 1990)
Cast & Crew
- Regie: Rebecca Cammisa
- Produktion: Rebecca Cammisa
- Musik: James Lavino
- Kamera: Lorenzo Hagerman, Rebecca Cammisa, Eric Goethals, Andrew Holbrooke
- Schnitt: Madeleine Gavin, Pax Wassermann