In Viscontis "Tod in Venedig" erklingt mehrmals das Adagietto aus Gustav Mahlers fünfter Symphonie. Nicht zuletzt deshalb wurde das Musikstück zu einer der beliebtesten Symphonien des österreichischen Komponisten. "In gemessenem Schritt" lautet die Anleitung Gustav Mahlers für den ersten Satz dieses Orchesterwerks, das mit einem monumentalen Trauermarsch beginnt. Die Trompetenfanfare, die zum Auftakt den Ton angibt, muss als ferne Erinnerung an Mahlers Kindheit gedeutet werden - an die Zeit, in der er zu Hause die Trompeten vernahm, die in der Kaserne in Iglau zum Appell bliesen, und die Militärmärsche vor seinem Elternhaus vorbeiziehen sah - ein Elternhaus, dem er nicht früh genug entfliehen konnte. Tatsächlich wollte er nicht länger mit ansehen, wie der Vater die Mutter schlug, bis sie einen dauerhaften Gehschaden davontrug. Ein unerträgliches Trauma, das Mahler gegenüber Sigmund Freud zur Sprache brachte. Zwar trafen sich der Komponist und der Psychoanalytiker nur ein einziges Mal, aber diese Begegnung prägte Mahlers privates wie berufliches Leben nachhaltig. Mahler, durch eine Liebesaffäre seiner Frau mit Walter Gropius in eine Tiefe Krise gestürzt, suchte bei dem Psychoanalytiker um Rat. An einem Sommertag im Jahre 1910 trafen sich die beiden Männer - Freud verbrachte zu dieser Zeit einen Urlaub in den Niederlanden - begaben sich die beiden Männer auf einen ausgedehnten Spaziergang. Das Porträt verwendet die Begegnung der beiden Männer als Leitmotiv.
(arte)
Länge: ca. 65 min.
Deutsche TV-Premiere: 25.01.2010 (arte)