Zur aktuellen Finanzkrise zeigt «DOK» ein Porträt über Guy Wyser-Pratte, einen Finanzhai, der mit seiner Strategie Anlegern und Spekulanten zu fetten Börsengewinnen verhilft - genau die Sorte Mensch, welche im Moment im Kreuzfeuer der Kritik steht. Der US-Amerikaner ist ein moderner Investor: Er hat sich in über 40 deutsche und französische Unternehmen eingekauft, häufig nur für ein paar Monate oder Jahre. Er tue dies, um die Interessen der Aktionäre zu vertreten, sagt er. Seine Kritiker sehen ihn als Heuschrecke, die über wehrlose Opfer herfällt, sie einkreist, kahlfrisst und anschliessend weiterzieht. Dieser Film kommt «Firmenjäger» Guy Wyser-Pratte erstaunlich nahe und begleitet ihn auf seiner Einkaufstour durch Europa. «In Europa gibt es viele unterbewertete Unternehmen», sagt Wyser-Pratte. Weil er sich in diese Firmen einkaufe, sei er noch lange keine Heuschrecke, meint er. Im Gegenteil: «Ich spiele die Rolle des Flötenspielers, versammle die Aktionäre hinter mir, die genug haben von sinkenden Aktienkursen. Der Versuch, die Unternehmen zu mehr Wert in Form von Dividenden oder Marktpreis zu treiben, ist ethisch und verantwortungsvoll». Zumindest für ihn und die Aktionäre ist seine Strategie lukrativ - und ganz einfach: Mit einem geringen Aktienanteil steigt Wyser-Pratte in Firmen ein, die von ihm und seinen Beratern als unterbewertet beurteilte werden, sichert sich die Mehrheit der Aktionärsstimmen, sorgt für einen Wechsel im Management und für eine Rendite bringende Unternehmensführung. Das einzige Ziel: die Steigerung des Aktienwerts. Wyser-Prattes momentanes Lieblings-Jagdrevier ist Deutschland, denn dort lockt eine grosse Zahl mittelständischer Unternehmen mit internationalem Wachstumspotenzial. Carmen Butta begleitet in ihrem Film den Finanzhai auf seinem Feldzug durch deutsche Unternehmen - vom Roboterhersteller über das Altersheim bis hin zum Touristik- und Schifffahrtskonzern TUI / Hapag-Lloyd.
(SRF)
Länge: ca. 85 min.
Deutsche TV-Premiere: 07.10.2008 (arte)
gezeigt bei: SRF DOK (CH, 1990)