1959 erhielt Marcel Camus in Cannes die Goldene Palme für seinen Film "Orfeu Negro". Im August 2004 machen sich Tunico Amancio, Dozent für Filmgeschichte, und Silvio Autuori, der heute pensionierte brasilianische Assistent von Marcel Camus, in Rio auf die Suche nach den Spuren von "Orfeu Negro": 1956 wurde das Theaterstück des brasilianischen Dichters Vinicius de Moraes um den schwarzen Orpheus zum ersten Mal aufgeführt. Der erste Orfeu-Interpret Haroldo Costa erinnert sich. Vinicius de Moraes' Tochter Suzanna und seine Enkelin interpretieren eines der schönsten Liebeslieder aus dem Stück. Léa Garcia und Breno Mello, der Orfeu von Camus, schildern das Rio der 1950-/60er-Jahre im Dialog mit dem brasilianischen Filmemacher Carlos Diegues. Diegues, der Camus die Darstellung der Favelas als Idylle vorwarf, legte 40 Jahre später selbst eine Orfeu-Verfilmung vor. Die Dokumentation zeigt Ausschnitte aus dem Film von Marcel Camus, befragt Schauspieler, Musiker und Sänger in ihrem Lebensumfeld - den Favelas von Bahia und Rio - und verdeutlicht, wie wichtig der Zugang zu Kultur im Kampf gegen die Gewalt sein kann. Im schwarzen Viertel Libertad de Bahia von San Salvador berichtet Carlos Antonio Vôvo, der 1974 die Gemeinschaft Ile Aye gründete, wie dort durch das Erlernen der Musik die Gewalt zurückgedrängt werden konnte. Der Karneval 2005 wird vorbereitet. In Begleitung von Breno Mello und Tunico Amancio begegnet der Film dem Sänger und Schauspieler Séu Jorge, der mit dem Film "La cité de Dieu" bekannt wurde. Jorge singt über Favelas, über soziale Probleme und spricht über die Kraft der Candomblé-Religion, die den Afro-Brasilianern den Respekt vor der Natur vermittelt. Die am Ende der Dokumentation stehende Hymne an die Schönheit, an das Leben und an die brasilianische Musik erinnert an die Zeit vor nahezu 50 Jahren, in der Marcel Camus seine Liebe zu Brasilien entdeckte.
(arte)
Länge: ca. 60 min.
siehe auch: Orfeu Negro (F/I/BR, 1959)
Cast & Crew
- Regie: René Letzgus, Bernard Tournois
- Drehbuch: Tunico Amâncio, René Letzgus, Bernard Tournois