Deutsche TV-Premiere: 20.03.2016 (arte)
Wie "Benvenuto Cellini" und "Sacre du Printemps" gehört "Pénélope" zu den Werken, die zur Eröffnung des Théâtre des Champs-Elysées im Frühjahr 1913 aufgeführt wurden. Die Musik spiegelt die Fülle der Natur wider, und die Blasinstrumente - insbesondere die Blechbläser - zeichnen poetische, sehnsüchtige Motive nach. Diese Welt hat Gemeinsamkeiten mit denjenigen von Claude Débussy und Richard Wagner, jedoch ohne in deren melancholische Ausdrucksweise zu verfallen. Gabriel Fauré war mehrfach in Bayreuth und komponierte "Pénélope" für die große Opernsängerin Lucienne Bréval, die Brunhilde, Kundry und Griseldis verkörperte. Olivier Py, der Regisseur, und Pierre-André Weitz, der Bühnenbildner dieser Neuproduktion der Straßburger Opéra national du Rhin präsentieren eine lebensnahe und doch traumgleiche Interpretation dieses Werks. Phantasmen und Traumwelt stellen "die erschütternde politische Metapher" infrage. Dazu nutzen die beiden Schöpfer dieser Inszenierung die Ausdrucksmöglichkeiten mehrerer Drehbühnen. Olivier Py nimmt auch Anleihen in der Mythologie, im Anklang an die Epoche, in der die Oper entstanden ist, und taucht ein in die abwartende Stimmung, die zu diesem Zeitpunkt herrschte. Aber im Unterschied zum Werk von Dukas ("Ariane et Barbe-Bleue") ist das beharrliche Warten von Pénélope von Erfolg gekrönt, denn das Paar findet sich am Ende wieder, was typisch für das ausgehende 19. Jahrhundert ist. Wie so oft hat Py mit seinem Stamm-Bühnenbildner Weitz ein gewagtes und sich ständig in Bewegung befindliches, aus mehreren Drehbühnen bestehendes Universum erdacht. Es erlaubt eine Fülle von Bildern, dabei ist das Bühnenbild insgesamt optisch in Wasser getaucht. Keine moderne Umsetzung also, sondern ein zeitlose Annäherung in den Farben des Symbolismus und mit einigen Rückgriffen auf homerische Elemente.
(arte)